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Die Winschen nicht vergessen

Tipps zum sicheren Betrieb, zur Wartung und Ersatzteilen

Die Winschen nicht vergessen
Selbstholende Winschen von Andersen für das Backstag (links) und die Vorschot © Swedesail

Wir Segler haben sie ständig vor Augen. Die Winsch macht jahrein jahraus ihren Job. Deshalb vergisst man, sich um sie zu kümmern.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 11.12.2017

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • welche Geräusche, was über das Innenleben verraten
  • welche Wartungsintervalle die Hersteller nennen
  • Tipps zum Betrieb, zu Ersatzteilen und Reparatur
  • welches Werkzeug, welche Reinigungsmittel und Fette Sie brauchen

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Der führende Hersteller Lewmar empfiehlt Winschen zwei- bis dreimal jährlich zu warten. Dem dänischen Hersteller Andersen zufolge langt bei üblicher Nutzung – keine Regatten, kein Chartereinsatz – ein zweijähriges Wartungsintervall. Nun gibt es neben den Winschen weitere Ausstattungen wie den Motor, das Getriebe, die Rollanlagen usw. zu warten. Würde man alles an Bord gemäß Checkheft pflegen, käme der berufstätige Eigner mit Familie und weiteren Verpflichtungen kaum aufs Wasser. Bei üblicher Nutzung erscheint ein zweijähriges Wartungsintervall bei den Winschen realistisch.

Neulich meldete sich eine Fallwinsch bei mir mit einem seltsamen Geräusch. Ich öffnete die Winsch gleich am nächsten Morgen. Meist tut es ein gängiger Schraubenzieher oder Inbusschlüssel aus dem Bordwerkzeug. Für manche Modelle ist Spezialwerkzeug nötig, welches an Bord zur Hand sein und nicht irgendwo zuhause liegen sollte.

Die Trommel ließ sich nach dem Lösen der Sicherung des Selftailing Arms flott vom Sockel heben. Der erste Blick auf die Lager und Zahnräder ergab nichts. Ich hatte die Winsch vor einer Weile neu gekauft. Es gab keinen Wartungsplan, wie ich ihn für übliche Arbeiten rings um den Motor, das Getriebe und andere Themen an Bord habe.

Wenn Sie Ihr Boot gebraucht gekauft haben oder schon länger mit Ihren Winschen unterwegs sind: Der nächste Hafentag ist eine gute Gelegenheit für die vermutlich überfällige Wartung.

1. Öffnen Sie die Winsch und klären bei der Gelegenheit, welches Modell und Baujahr oder Seriennummer Sie haben. Diese Angaben sind bei Andersen beispielsweise auf den Sockel gestanzt und für die Beschaffung des Manuals und passender Ersatzteile wichtig. Oft hilft auch das ungefähre Alter und ein Foto vom Kopf der Schottrommel. Damit kann der Hersteller oder Händler die Winsch identifizieren.

Da die Hersteller im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte die Bauweise ihrer Winschen ändern, reicht es leider nicht, wenn sie Zubehör beispielsweise zu einer Andersen 28 oder Lewmar 16 bestellen. Der Händler muss wissen, von wann die Winsch ist oder um welche Serie es sich handelt. Bei den Andersen Winschen beispielsweise ist das auf den Bronzesockel graviert. Lässt sich die Gravur nach Abnehmen der Trommel nicht auf Anhieb erkennen, machen Sie die Gravur im Sockel mit etwas Metallpolitur sichtbar.

2. Sollten Sie keine Unterlagen zu den Winschen an Bord haben, dann beschaffen Sie sich diese bei nächster Gelegenheit. Die Bedienungsanleitung mit Wartungshinweisen, Explosionszeichnung und Stückliste ist über die Website der Hersteller oder Händler meist als Download zu bekommen. Sie haben später bei der Ersatzteilbeschaffung bessere Karten, wenn Sie Teile, die zur Fortsetzung Ihres Urlaubstörns unentbehrlich sind, anhand dieser Informationen und Bestellnummer passend bestellen.

3. Gängiges Zubehör wie Sperrklinken, Federn und das spezielle Winschenfett sollten Sie ab Bord parat haben. Kleinteile gehen bei einem Missgeschick beim Zerlegen der Winsch flott über Bord.

4. Zur Reinigung brauchen Sie eine kleine Schüssel oder Wanne – die Sie vermutlich ohnehin für Arbeiten am Motor (Filterwechsel) in der Backskiste liegen haben. Außerdem Waschbenzin oder ein ähnliches Hausmittel zum Entfetten, eine Dose WD40, eine alte Zahnbürste oder einen Pinsel, Latexhandschuhe, einen Behälter für die zerlegten Kleinteile und pro Winsch eine halbe bis eine Stunde Zeit.

Da es zahlreiche Winschenhersteller gab und noch gibt, von Andersen, Antal, über Barlow, Barient, Harken, Lewmar, Meißner oder Setamar und jedes Fabrikat im Detail unterschiedlich ist, gibt es keine universelle Anleitung. Die meisten Winschen sind aber ähnlich aufgebaut. Ein Beispielvideo von Lewmar finden Sie unten. Haben Sie sich bei Kauf neuer Winschen für einen namhaften Hersteller entschieden, bekommen Sie langfristig Unterlagen und Ersatzteile.

Vor der Arbeit an seitlich auf dem Süll sitzenden und außenbords geneigten Schotwinschen legen Sie ein großes Tuch oder eine Persenning auf die Fußleiste und Reling. Vorsichtshalber beginnen Sie die Zerlegung des Innenlebens mit einem Helfer. Fehlt beim Zusammenbau der Winsch ein Teil, lässt sie sich nicht mehr nutzen.

Haben Sie die Trommel abgenommen, drehen Sie die Zahnräder langsam mit der eingesetzten Winschkurbel und hören sich die offene Mechanik aus der Nähe an: Klingt sie metallisch und heiser, ist die Winsch trocken und braucht neues Fett.

Die Wartung der Winschen ist anschaulich erklärt und im Grunde einfach
Die Wartung der Winschen ist anschaulich erklärt und im Grunde einfach © Lewmar

Nach der Reinigung von Schmutz und Fettresten werden die Lager und Zahnräder mit speziellem Winschenfett geschmiert. Schauen Sie sich bei der Gelegenheit die Sperrklinken an und prüfen deren Bewegung, ein- und ausgeklappt. Die kleinen Federn sollten die Sperrklinken leichtgängig und mit vergleichbarer Kraft nach außen drücken. Ermüdete Federn werden ersetzt. Achten Sie beim Zusammenbau darauf, dass die Sperrklinken richtig herum montiert sind. Sonst stoppen sie die Winsch nicht. Die Außenkanten müssen gut im außen laufenden Zahnkranz sitzen. Bei Unsicherheiten dokumentieren Sie mit ein paar Handyfotos, wie die Winsch vor dem Zerlegen zusammengebaut war.

Die Sperrklinken müssen richtig eingesetzt werden
Die Sperrklinken müssen richtig eingesetzt werden © Lewmar

Die Sperrklinken werden nicht mit Winschenfett geschmiert, da es die Klinken schwergängig macht. Hierfür nehmen Sie WD40 oder ein ähnliches Mittel, zum Beispiel einen Tropfen Motoröl. Es ist schon vorgekommen, dass durch ungeeignetes, verharztes Fett die verklebten Sperrklinken eine belastete Winsch plötzlich freilaufen ließ. Steckt dann eine Kurbel in der Winde, ist die Verletzungsgefahr groß.

Beim Zusammenbau der Winsch orientieren neben den empfohlenen Handyfotos die Montageanleitung und die Explosionszeichnung des Manuals. Nach der Montage hören Sie sich die gewartete Winsch abschließend aus der Nähe an. Die Klinken sollten jetzt satt und nicht mehr heiser und metallisch klingend einrasten. Abschließend machen Sie die Wartung sämtlicher Winschen mit einem Wartungsplan zur zweijährigen Routine.

Eine Explosionszeichnung erleichtert den Zusammenbau
Eine Explosionszeichnung erleichtert den Zusammenbau © Lewmar

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