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Bootsnamen - Wohin mit dem Buchstaben?

Über den kürzestmöglichen Bootsnamen andere Varianten

Bootsnamen - Wohin mit dem Buchstaben?
Bei der Motoryacht «A» reicht ein Buchstabe © Charter World

Bisher war die Sache klar. Der Bootsname gehört ans Heck. Darunter steht der Heimathafen und der Club, wo das Boot registriert ist. Früher wurden Buchstaben aus Messing angeschraubt oder der Name ins Holz geschnitzt und mit Gold ausgelegt.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 05.07.2018

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • wo Bootsnamen traditionell ihren Platz haben
  • welche Lettern zu welchen Schiffen passen
  • von dezent bis unübersehbar
  • wo sich der Bootsname überall anbringen lässt
  • farblich stimmige Varianten
  • der Bootsname als Schlachtruf beim Regattaboot

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Der russische Eigner Andrei Igorewitsch Melnitschenko macht keine halben Sachen. Er lässt extravagante Pötte im Philippe Starck-Design vom Stapel. Er nennt sie nach dem Anfangsbuchstaben des Vornamens seiner Frau Aleksandra schlicht und ergreifend «A». Darunter steht Hamilton als Hafen, wo das Boot steuerlich preiswert registriert ist. Ein kurzer Name ist beispielsweise bei der Reservierung eines Liegeplatzes praktisch. Am Funkgerät sagt man bloß «Alpha». Das versteht jeder und ein Buchstabe lässt sich leicht merken.

Bei großen Motoryachten wird der Name seitlich am Aufbau wiederholt. Das wird bei Kreuzfahrtschiffen schon länger so gemacht. Damit man seinem Boot nachts bei der Rückkehr von der Bar findet, und der Kahn auch in der Dunkelheit was hermacht, haben sich beleuchtete Lettern durchgesetzt. Es gibt eine spezielle Branche, die von Hintergrundbeleuchtung bis hin zu wechselnden Farben erhabener Lettern aus beschichtetem Plexiglas, Bootsnamen und Werftlogos gekonnt inszeniert. Entsprechend bunt geht es in Antibes, Palma de Mallorca oder Fort Lauderdale zu.

Solchen Schnickschnack brauchen klassische Boote nicht. Da reichen Goldlettern auf klar lackiertem Mahagoni – mit einer Goldbordüre außen rum, wie sie der neuenglische Yachtkonstrukteur Bruce King seinen Spirit of Tradition-Yachten mit auf die Reise gab. Sehenswert ist das bei Otto Happels aktueller «Hetairos», wo die Lettern in den traditionell geneigten Spiegel eingelassen sind. Das Gebälk der Speigatten darüber im Stil der Royal Yacht Squadron-Kutter des 19. Jahrhunderts ist übrigens auch ein gekonnter Fake. Denn das Boot ist ein Hightech-Bau aus Karbon, Epoxidharzen und Aramidpappe. Wie der Blick auf das flache Unterwasserschiff verrät, ultraleicht und beeindruckend schnell. Ein Schild in der Besan-Baumstütze informiert Schaulustige im Hafen, die sich ungern bücken. Früher waren beschriftete Rettungsringe üblich, auf denen der Bootsname steht.

Die geschnitzte und mit Blattgold ausgelegte Variante
Die geschnitzte und mit Blattgold ausgelegte Variante © STP Shipyard Palma

Der Münchener Bootsbauer Helmut Fischer hat seinen Vierziger Schärenkreuzer «Aphrodite» genannt und den Bootsnamen mangels anderweitigem Platz seitlich an der Kajüte angebracht. Fischer segelt auf dem Starnberger See. Wenn er mal Durst auf ein schönes Bier hat, legt er bei einem Wirt am Ufer an. Anders als an der Côte d’Azur oder Riviera geht das alles ohne Funkgerät und Buchstabieren des Bootsnamens zur Platzreservierung. Da darf der Name etwas länger sein.

Hier passt der Bootsname zwischen die Bullaugen
Hier passt der Bootsname zwischen die Bullaugen © Sven F�hring

Auf der leuchtend blauen 50 m Wally «Better Place» gäbe es durchaus Platz für den Bootsnamen. Damit er aber tagsüber beim Segeln nicht übersehen wird, steht er auf nochmal der Fock. Seit einer Weile setzen sich Schriftzüge, Logos und durchgängige Farben auf der Besegelung durch. Zunehmend wird auch bei Tourenbooten auf den gestylten Auftritt geachtet: von Gennaker und Farbe der Schoten und Backstagen über die Ziergöhl (dem Streifen unter der Deckskante), dem Wasserpass bis hin zu Crewshirts und Segeljacken. Beim vielbeachteten Daysailer «Firefly» steht der Bootsname sogar auf den farblich passenden Bootsschuhen.

Man kann den Namen auch noch mal auf die Fock schreiben
Man kann den Namen auch noch mal auf die Fock schreiben © Wally Yachts

Oft wird der Bootsname samt Segelnummer auf der Baumpersenning wiederholt. Besonders in ihr Boot vernarrte Eigner wiederholen den Namen auf dem Steuerrad und lassen ihn auch noch auf die Winsch gravieren.

Baumpersenning eines berühmten Retroschlittens
Baumpersenning eines berühmten Retroschlittens © whitefin.it

Die gleiche Typo in anderer Farbe nochmal auf dem Steuerrad
Die gleiche Typo in anderer Farbe nochmal auf dem Steuerrad © whitefin.it

Auf der Regattabahn ist der Bootsname Programm und Schlachtruf zugleich. Im Talentpool der TP52 Klasse, wo stilvoll zurückhaltende Farbwahl dominiert, fällt der schrottige Look mit den unübersehbaren Lettern von Harm Müller-Spreers «Platoon» aus dem Rahmen. Dessen Kriegsbemalung macht die Illusion derb vernieteter Bleche perfekt. Das Dekor steht in der Tradition der Trompe-l’œi Malerei. Diesen erschütternden Kontrapunkt im martialischen Schlachtschifflook sollte man sich leisten können - und vorne segeln.

Der Name als Schachtruf auf raffiniert schrottigem Hintergrund
Der Name als Schachtruf auf raffiniert schrottigem Hintergrund © Premier Composite Technologies

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VG