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Segelbücher, die man gelesen haben sollte

Zehn Segelbücher für die Urlaubszeit

Segelbücher, die man gelesen haben sollte
Segelbücher, die man gelesen haben sollte © boat24.com

Die Urlaubszeit steht vor der Türe, der Törn wird geplant und die Ausrüstung optimiert. Dazu gehört für viele eine angemessene Lektüre, die das Abschalten und Entspannungsgefühl noch verstärkt. Aber welches Buch sollte man an Bord mitnehmen?

Von Carsten Kemmling, veröffentlicht am 28.06.2016, aktualisiert am 02.12.2022

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Segel-Literatur scheint eine gute Wahl zu sein. Wenn es plätschert und schaukelt, kommen viele Skipper in eine Stimmung, die sie zum Segelbuch greifen lässt. Auf dem Schiff lässt man sich besonders gerne auf die Abenteuer der großen Seehelden ein. Auf dem Wasser fühlt man sich ihnen nahe.

Doch welche lohnt es zu lesen? Objektive Kriterien bei der Bewertung von Lesestoff sind naturgemäß schwierig. Die Vorlieben hängen vom speziellen Thema ab. Und auch über Geschmack und Stil lässt sich trefflich streiten. Boat24 wagt dennoch eine Auswahl von zehn Büchern, die schon einige Menschen begeistert haben.


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Die See gehört mir

Uwe Röttgering

Der Autor Uwe Röttgering ist im Alter von 30 Jahren 783 Tage einhand um die Welt gesegelt. Vor dem Einstieg in das Berufsleben als Jurist sammelte er bei seinem Abenteuer 52.000 Seemeilen und kam 2003 wieder nach Hause. Sein erfrischender, selbstironischer Schreibstil macht dieses Buch zu etwas Besonderem in der Segel-Literatur, die bis dahin überwiegend von den älteren Salzbuckeln beherrscht wurde. Röttgering besticht zudem mit einer sehr guten Fotografie aus den exotischen Ecken dieser Erde. Das Buch wurde überraschend zu einem Bestseller.


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Der verschenkte Sieg

Bernard Moitessier

Der Franzose Bernard Moitessier gehört zu den Kultfiguren der Segelszene, seit er 1969 das erste Nonstop Um-die-Welt-Rennen Sunday Times Golden Globe Race abbrach, obwohl er gute Chancen auf den Sieg hatte. Er segelte nach 40.000 Meilen – zu der Zeit die weiteste See-Reise ohne Landkontakt – nach Tahiti. Das Buch eines der ersten Segel-Pioniere gewährt Einblicke in seine Gedankenwelt und erklärt, warum er das Leben in seiner geliebten Südsee dem möglichen Ruhm vorzog.


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Die magische Route

Wilfried Erdmann

Wilfried Erdmann hat 14 Bücher über das Segeln verfasst. Er ist der bekannteste deutsche Abenteuer-Segler, seit er von 1967 bis 68 als erster Deutscher die Erde alleine mit einem Segelboot umrundete. Von 1984 bis 1985 segelte Erdmann nonstop alleine mit seiner zehn-Meter-Yacht „Kathena Nui“ in West-Ost-Richtung um die Welt und benötigte dafür 271 Tage. In diesem Buch dokumentiert er besonders gut die mentalen und körperlichen Herausforderungen seines Extremtörns. Es besticht durch die besondere Leistung, des manchmal etwas kauzigen Einzelgängers. Irgendwie nimmt man Erdmann im Unterschied zu anderen Segel-Abenteurern ab, dass er einem unbändigen inneren Antrieb folgt.


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BlueShip - Zwei Männer und viel Meer

Hubertus Sprungala / Richard Radtke

Hubertus Sprungala und Richard Radtke haben ihr Schiff durch eine Investition an der Börse finanzieren können und konnten ihren Traum vom Segeln deshalb früher verwirklichen als üblich. Nur segeln konnten sie kaum. Das Unternehmen Südsee wäre schon früh fast gescheitert, als sie mit dem Mast ihres Katamarans an der Großen-Belt-Brücke hängen blieben. Aber sie segeln weiter und beschreiben höchst unterhaltsam, wie sie sich nicht unterkriegen lassen. Das Buch fällt wohltuend aus dem Rahmen der üblichen Blauwasser-Literatur, weil sich die junge Zweimann-Crew wenig um übliche Vorbereitungs-Rituale schert und teilweise sehr blauäugig ihr Abenteuer angeht. Sie segeln einfach los, lassen keine Party aus und schaffen es irgendwie immer, ungeschoren aus kniffligen Situationen zu entkommen. Es ist eine echte Provokation für alle Seemannschafts-Päpste.


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Alleine mit dem Tod

Nick Ward / Sinéad O'Brien

Der Autor Nick Ward erzählt 30 Jahre nach der Tragödie um das Fastnet Race 1979, bei dem 15 Segler und 4 Retter ertranken, die persönliche Geschichte von seiner Rettung. Seine Crew hält ihn für tot, als sie ihn auf sinkenden Yacht zurücklässt. Aber er war nur bewusstlos und wurde schließlich als letzter Überlebender geborgen. Der packend beschriebene Überlebenskampf besticht durch seine Authentizität und hat auch etwas von einer Seekriminal-Story. Außerdem werden die Umstände eines der größten Unglücke der Segelsportgeschichte fachkundig aufbereitet.


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Logbuch der Angst: Der Fall Apollonia

Klaus Hympendahl

Klaus Hympendahl bereitet akribisch die Hintergründe eines unglaublichen Doppelmordes an Bord auf, über den auch ausführlich im „Spiegel“ und „Stern“ berichtet wurde. Ein deutsches Pärchen, das den Traum vom Aussteigen in Barbados realisieren will, nimmt im Dezember 1981 für den Törn über den Atlantik zwei Männer und ein weiteres Paar als Crew an Bord (siehe auch: Das Karma der Apollonia). Auf dem Schiff kommt es schnell zu belanglosen Reibereien, die aber immer intensiver werden. Der reale Fall macht das Buch so bemerkenswert. Das Zusammenleben an Bord auf engstem Raum führt zu einer unglaublichen Eskalation. Der Strafverteidiger legt sogar dar, warum diese Katastrophe "unvermeidlich" war.


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Die Farbe der See

Jan von der Bank

Jan von der Bank ist Segel-Weltmeister im Contender, aber auch Drehbuch-Autor unter anderem für den Tatort. Der Erstlingsroman verbindet seine beiden Leidenschaften, das Segeln und Schreiben. „Die Farbe der See“ beschreibt die spezielle Begabung des fiktiven Helden Ole Storm, der die Wellenmuster des Wassers zu lesen weiß und damit schon Segel-Wettkämpfe gewonnen hat. Aber beim beginnenden Krieg 1939 bekommt die Fähigkeit in den Gewässern um Anholt, Schweden und Norwegen eine besondere Bedeutung auf der Flucht vor der Gestapo. In die Verfolgungsjagden und Spionage-Verwirrungen auf hoher See ist auch eine Liebesgeschichte eingewoben. Die Erzählung besticht aber durch die genauen Beschreibungen des Meeres und Orte aus der Perspektive eines Seglers, der jede Meile selber befahren hat.


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Die Abenteuer des Röde Orm

Frans G. Bengtsson

Der schwedische Autor Frans Bengtsson hat seinen Wikinger-Roman schon 1945 verfasst, und die deutsche Ausgabe erschien 1951, drei Jahre bevor er verstarb. Der spannende Klassiker der maritimen Literatur beschreibt die Lebensgeschichte des jungen Bauernsohns Röde Orm im skandinavischen Europa des 10. Jahrhunderts. Er begleitet die Wikinger bei ihren Raubzügen. Bei Röde Orm geht es manchmal etwas brachial zu und ein Leben ist nicht viel wert. Aber die detailgetreuen Beschreibungen des Lebens der Wikinger auf ihren Schiffen gibt einen besonderen Eindruck von den seemännischen Leistungen der Nordmänner.
Es heißt, dass der sehr spannende und teilweise humorvolle Roman von Bengtsson den Landsmann Runer Jonsson zu seiner Kinderbuchreihe über Wickie und die starken Männer inspirierte.


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Mal seh'n wie weit wir kommen

Hans Habeck

Die Familie Habeck sorgte für viel Aufsehen, als sie mit ihrer 6,50 Meter kleinen Etap21i „Wal“ und dem dreijährigen Sohn von Holland aus zum Törn in die Südsee starteten. Vielen schien dieses Abenteuer unmöglich und zumindest unverantwortlich, mit dem kleinen Kind an Bord. Denn besonders durchdacht, schien der Törn nicht. Die Familie hatte prompt zahlreiche Schwierigkeiten zu bestehen und Hans Habeck berichtet ehrlich und selbstkritisch. Aber sie kommen immer weiter und machen schließlich tatsächlich in der Karibik fest. Nach drei Jahren beenden sie die Reise wieder in Holland. Die Wogen der Empörung schlagen teilweise hoch, als der spektakuläre Törn bekannt wird. „Wie kann man so etwas einem Kind nur antun?“, ist eine der vorwurfsvollen Fragen aus der Segel-Gemeinschaft. Aber die Habecks entgegnen: „Es gibt nichts Schöneres, als zusammen mit einem Kind die Welt zu entdecken.“ Das Buch belebt die Fantasie. Denn die Familie mach vor, dass man nicht das große, gut gefüllte Portemonnaie benötigt, um den Lebenstraum vom Blauwasser-Segeln real werden zu lassen.


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Komm, wir segeln um die Welt

Beate Kammler

Der Bestseller von Beate Kammler, der schon 1976 erschien, beschreibt ihren Versuch, sich in einer technischen, salzüberkrusteten Männerwelt zurechtzufinden, als sie mit ihrem Mann vier Jahre lang um die Welt segelt. Erstmalig schrieb damals eine deutsche Weltumseglerin offen von den psychologischen Schwierigkeiten auf See. Legendär ist ihr im Zorn geschriebenes Wort von der Bordfrau als „Sexualproviant“. Kammler schreibt schonungslos über die Südsee, die schon damals nicht mehr ganz so paradiesisch war, wie erwartet. Sie gibt aber auch ungewöhnliche Einblicke in die menschlichen und seglerischen Probleme an Bord. Faszinierend sind Zeit und die Umstände der Weltumsegelung Anfang der 70er Jahre, als die Segelwelt noch kaum erschlossen war. Das Buch ist ein Stück Segelgeschichte und unterhält durch seine Ehrlichkeit. Ein Happy End im Leben der Kammlers gibt es nicht. Nach dem Törn wird ihre Ehe geschieden.

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