Werftporträt4 min Lesezeit
Mercury: Genial einfach, einfach genial – Z-Antrieb
Der neue Z-Antrieb war ein Zwitter zwischen Außen- und Innenborder. Wozu soll das gut sein?
Beinahe hätte sich Mercury die revolutionäre Form des Z-Antriebes nicht auf die Fahnen schreiben können. Und die Geschichte des Motorboot-Sports wäre mit Sicherheit anders verlaufen. 55 Jahre Z-Antriebe von MerCruiser, Mercury Marine.
Von Michael Kunst, veröffentlicht am 05.12.2016, aktualisiert am 16.12.2022
Das erwartet Sie in diesem Artikel
- Die Geschichte der ersten Z-Antriebe.
- Wieso Mercury nach anfänglicher Ablehnung dann doch „ganz plötzlich“ interessiert war.
- Der große Durchbruch für Z-Antrieb und Mercury gelang durch herausragende Erfolge bei Motorbootrennen.
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Irgendwann in den 1950er-Jahren saß ein gewisser Carl Kiekhaefer kopfschüttelnd vor einer Skizze, die ihm einer seiner Ingenieure begeistert vorgelegt hatte. Mit der Zeichnung hatte der findige Kopf nichts Geringeres als das dargestellt, was heute als Z-Antrieb bekannt ist: den «Zwitter» aus Außen- und Innenborder.
Nun war Kiekhaefer, immerhin Boss eines aufstrebenden, jungen Unternehmens, das sich mit Außenbordmotoren gerade einen Namen machte, nicht unbedingt bekannt dafür, dass er sich für jeden «Firlefanz», den man ihm vorlegte, auch gleich begeisterte.
Und so empfahl er dem jungen Ingenieur, seine Zeit nicht zu vergeuden, schließlich könne jegliche Ablenkung von den wirklich wichtigen Dingen im Leben – in Kiekhaefers Fall: Außenbordmotoren – wichtige Marktanteile kosten.
Erstmal zu Volvo?
Es ist nicht genau überliefert, ob der enttäuschte Ingenieur mit seiner Idee zu Volvo Penta ging oder ob die Schweden im gleichen Zeitraum die gleiche Idee hatten. Tatsache ist jedoch, dass 1959 Volvo bei der Bootsshow in New York den revolutionären Z-Antrieb vorstellte – und Kiekhaefer die Idee seines Ingenieurs plötzlich richtig gut fand.
Also forderte der Mercury-Boss seine Mitarbeiter auf, ebenfalls einen Z-Antrieb zu entwickeln. Der sollte jedoch bitte schön deutlich stärker sein, als die lächerlichen 80 PS’chen, die das Volvo-Modell leisteten.
Der Rest ist Geschichte. 1961 stellt Mercury unter dem Namen «MerCruiser» einen für die damalige Zeit revolutionär leistungsfähigen Z-Antrieb auf der Bootsshow in Chicago vor. 125 bis 200 Pferdestärken brachten die Maschinen aufs Wasser und zudem natürlich völlig neue, lukrativ wirkende Aussichten.
Denn mit dem Z-Antrieb konnten erstmals Motoren mit dem Prinzip aus dem Automobilbau in Motorbooten verwendet werden. Das wiederum sollte den Vortrieb zu Wasser per se preiswerter machen.
Steuern und trimmen
Das Prinzip des Z-Antriebs ist denkbar einfach. Im Gegensatz zum Innenborder mit Wellenantrieb und Ruderblatt, ermöglicht der Z-Antrieb das «direkte Steuern» mittels Schaft und Propeller (also wie beim Außenborder), während der eigentliche Motor gut ausbalanciert im Rumpf des Bootes untergebracht wird.
Zudem kann mit dem Z-Antrieb nicht nur präzise gesteuert, sondern auch getrimmt werden: Die horizontale und vertikale Schwenkbarkeit des Antriebs macht es möglich.
Natürlich dauerte es einige Jahre, bis sich auch Bootsbauer und Werften auf den neuen Antrieb eingestellt hatten. Entsprechende Rumpfformen wurden entwickelt und vor allem die Trimmbarkeit in schwerer See – die wiederum eine ruhigere Fahrt von Welle zu Welle ermöglichte und somit für höchstmögliche Endgeschwindigkeiten sorgte – erreichte schnelle und bedingungslose Akzeptanz in allen Bereichen des Motor-Wassersports.
Carl Kiekhaefer schaffte ausgerechnet dank des Z-Antriebs, dessen Prinzip er ja zunächst verschmäht hatte, auch neben beruflichen viele persönliche, sportliche Erfolge. Der «Alte» wie er bei Mercury und Mercruiser damals schon genannt wurde, gewann ungezählte Rennen auf Sportbooten mit Z-Antrieb und machte so die Marke und den Z-Antrieb als solchen höchst populär. Bereits in den frühen Neunzigerjahren waren mehr als zwei Millionen Z-Antriebsmotoren verkauft worden!
Anfang der Siebzigerjahre führte Mercruiser den rasanten «888» ein: Den 188 PS starken V8-Motor mit Propellernaben-Auspuff, der schon zwei Jahre später auf 330 PS getunt wurde.
Den Amis macht keiner was vor
Obwohl mittlerweile weit mehr als ein Dutzend namhafter Bootsmotoren-Hersteller Z-Antriebe im Programm führen, ist Mercruiser bis heute mit einem hervorragenden Ruf in der Szene gesegnet. In Sachen Qualität und Innovationsfreude im Detail der Z-Antriebe macht den Amerikanern kaum jemand etwas vor.
Vor allem bei den mitunter rauen Bedingungen auf See sowie beim sportlichen Einsatz auf Seen und Wasserstraßen werden die Mercruiser Z-Antriebssysteme seit Jahrzehnten von Testern und Nutzern gleichermaßen gelobt.
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