Boote im Porträt8 min Lesezeit

Dehler Optima(l)

Eine Fahrtenyacht, die verdientermaßen das Prädikat „bestmöglich“ gleich im Namen trägt.

Dehler Optima(l)
Dehler Optima 98 AK © boat24.com

Ganz egal, für welche Dehler Optima-Version man sich entscheidet – Sie haben eine gute Wahl getroffen! Unter Gebrauchtyachten nimmt das Boot aus den legendären Dehler-Yachtbau-Zeiten eine Sonderstellung ein.

Von Michael Kunst, veröffentlicht am 19.02.2019

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Beschreibung der diversen Dehler Optima-Modelle.
  • Vor- und Nachteile einer außergewöhnlichen Fahrtenyacht.
  • Unter Gebrauchtyachten nimmt das Boot aus den legendären Dehler-Yachtbau-Zeiten eine Sonderstellung ein.
  • Bei Familienvätern mit Regatta-Ambitionen oder alternden Regattaseglern, die auch im Ruhestand möglichst jede andere Fahrtenyacht versägen wollten, war die 101 besonders beliebt.

Artikel vorlesen lassen

Dehler Optima Segelboote - Finden Sie Ihre Dehler Optima bei uns im Bootsmarkt

zurück
weiter

Alle Angebote in der Übersicht

Zugegeben, bei Empfehlungen spielt eine gewisse Subjektivität immer eine ausgeprägte Rolle: Schmecken einem Apfel besser als Birnen, wird man eben eher Äpfel empfehlen. So kommt es, dass der Autor dieser Zeilen gerne Segelyachten empfiehlt, bei denen die Betonung auf «Segeln» liegt. Also Boote, die sich unter Segeln flott und sicher von A nach B bewegen lassen, ganz egal, ob bei lauen zwei Beaufort oder ruppigen sieben Windstärken.

Wenn dann auch noch eine nostalgische Note in die Empfehlung eingebracht werden kann … umso besser, oder?

Unsere Familie hatte so was wie eine Bindung zur einst berühmten Dehler Werft im Deutschen Sauerland. Da war der Onkel, der in Freienohl viele Jahre für die Dehlers arbeitete. Er verschaffte mir in blutjungen Jahren den Kontakt zu Kalle Dehler, der gerade Deutscher Meister auf dem 470er geworden war und mir seinen erfolgreichen (im Heckbereich papierdünnen!!!) Dehler-GER 2626 verkaufte, den ich darauf gemeinsam mit meinem Bruder zu zweifelhafter Berühmtheit unter dem Namen «Kamikaze» segelte. Mein Vater kaufte sich dann gemeinsam mit seinem besten Kumpel eine nagelneue Delanta, auf der ich meine ersten Seetörns erlebte. Und wieder ein paar Jahre später dümpelte schließlich eine gebraucht gekaufte Dehler Optima 98 im Hafenbecken des Dehler-Ostsee-Stammhafens Großenbrode.

Mensch, eine Optima! Das war zu den damaligen Zeiten DAS deutsche Serien-Gfk-Boot! Robust, für eine Fahrtenyacht echt schnell, formschön … eben «cool», wie man heute sagen würde.

Ein Boot, mit dem das damals durchaus bekannte Ehepaar Klees schon um die Welt gesegelt war, nachdem sie zuvor «nur» den Serien-Kiel gegen eine schwerere Version ausgetauscht hatten.

Eine Dehler Optima! Der Inbegriff für sportlich-schnelles, dennoch komfortables Segeln, und zwar bei jeder Wetterlage. Der Begriff «Cruiser-Racer» war damals noch nicht geläufig – für die Optima hätte er bestens gepasst. Alles hatte ich meinem alten Herrn zugetraut, bloß keinen heimlich gehegten und schließlich erfüllten Wunsch nach einer Optima.

Objekte der Begierde

Die ersten Optima wurden als 830- und 850-Versionen gebaut (= Länge des Bootes in cm). Diese Gfk-Klassiker gelten heute noch als besonders robuste Yachten und zeigten schon früh großes Potenzial, das in den nachfolgenden Versionen ausgearbeitet werden sollte. So waren in den Achtzigern die Optima 92 (also 9,20 Meter lang) und ihre um zwei nur von außen begehbare Achterkajüten verlängerte 98 AK DIE Objekte der Begierde vieler Fahrtensegler. Die später gebaute Optima 98 G folgte eher dem Riss der Dehler-Duetta und hatte wiederum keine Achterkajüte.

Anfang der Achtzigerjahre baute Dehler mit der DB1 einen Dreivierteltonner, der die See-Regatta-Szene ordentlich aufmischte. Der sowieso schon erfolgreiche 470er-Segler und Werftgründer-Sohn Kalle Dehler gewann mit der verbesserten Version DB 2 sogar die WM. 1984 war das und im gleichen Jahr brachte die Dehler-Werft eine Art gezähmte DB2 auf den Markt: Die Dehler Optima 101.

Mit dem 10,10 Meter langen Boot war man fortan wirklich flott unterwegs. Es geht die Legende, dass bei hausinternen Regatten die Optima 101 mitunter sogar vor den DB-Rennern ins Ziel kam (allerdings von Regattaass Kalle Dehler gesegelt). Und bei Familienvätern mit Regatta-Ambitionen oder alternden Regattaseglern, die auch im Ruhestand möglichst jede andere Fahrtenyacht versägen wollten, war die 101 besonders beliebt.

State of the Art

Die Dehler’schen Optima erreichten in allen Versionen einen hohen Beliebtheitsgrad, weil sie schnell und sicher zu segeln waren. Und man damit so ziemlich überall hinkam. Doch wer sich damals wie heute bei den Eignern ein wenig umhörte – und damit meine ich nicht nur eine familieninterne Umfrage – der kam bald zu einer anderen Einschätzung. Denn die meisten Optima-Segler waren aufgrund der klassisch und dennoch rassig anmutenden Linien schlicht verknallt in ihre Yacht. Wenn sie dann auch noch schnell segelte, umso besser.

Tatsächlich ist dem Design-Büro Van de Stadt vor allem mit den Versionen ab Optima 92 gestalterisch ein echter Coup gelungen. Die extrem niedrigen Aufbauten lassen von den meisten Blickwinkeln aus betrachtet den Eindruck eine Fast-Flushdeckers entstehen. Das geht zwar zulasten der Stehhöhe, die damals wie heute ein gewichtiges Argument für viele Fahrtensegler war und ist. Doch andrerseits zog man auch gerne den Kopf ein wenig ein, wenn man dafür ein selten formschönes Schiff sein Eigen nennen konnte.

Das Länge-Breite-Verhältnis von 3:1 ist dem Zeitgeist geschuldet. Breite Hecks, wie man sie heutzutage wegen eines Glitsch-Faktors gerne segelt, waren noch lange nicht angesagt. Doch auch wenn einem derzeit die Optima relativ «schmal» vorkommen mag, ändert das nichts an ihrer zeitlosen Schönheit.

Eher mehr als weniger

Alle Optima-Versionen gelten als besonders robust. Leichtbau im Sinne von «Material einsparen, wo’s nur geht», war nicht die Sache der Dehler-Werft. Eher kann man davon ausgehen, dass innen wie außen durchaus mal eine Schicht mehr als nötig aufgelegt wurde. Aber das macht ein Gebrauchtboot sicherer und wertiger, als im umgekehrten Fall.

Die Inneneinrichtungen entsprechen, sofern nicht mittlerweile sowieso schon «umgepolt», dem Geschmack der jeweiligen Epochen. Doch viele Variablen, wie etwa manche hellere Holzeinrichtungen, sind auch heute noch gefällig. Letztendlich muss man eben bei Gebrauchtbooten, selbst wenn sie wie die Optima in ihrer Gesamtwertung nur Bestnoten erhalten, gerade beim Innenraumdesign durchaus Abstriche machen.

Unter Segeln sind die vom Autor vor Jahren selbst gesteuerten Optima 92, 98 AK und die spätere 101 schlicht eine Wucht. Diese Boote laufen am Wind wie auf Schienen, zeigen richtig Pepp dank sportlicher Segelfläche (vor allem die 101), bringen aber selbst unter Spinnaker bei reichlich Druck in der Luft auch kleine Crews selten in hektische Situationen. Mittlerweile werden übrigens auch manche Optima mit Gennakern gesegelt – unterm Strich ist der Spinnaker aber in jedem Fall die authentische Blase. Zumal das Boot unter Spi auch grobere Steuerfehler platt vor dem Wind durchaus verzeiht, man sollte das allerdings nicht ausreizen.

Reichlich Platz im Cockpit lassen bei typischen Optima-Crews (Paar, Familie) viel Bewegungsfreiheit für Manöver. Und der Aufbau der «Klaviatur», also die Fallen Richtung Cockpit, um bei schwerem Wetter nicht dauernd auf den Bugbereich zu müssen, zeugt von viel Erfahrung dank gesegelten Seemeilen. Einige serienmäßige Feinheiten wie beispielsweise «versenkte» Genuaschienen, die hydraulische Radsteuerung oder ein ausgewiesener Stauraum für die Rettungsinsel waren damals State of the Art und die Vorläufer für heutige Selbstverständlichkeiten.

Fenster lecken

Nebst aller Lobhudelei müssen jedoch einige Schwachpunkte erwähnt werden, die sich im Laufe der Jahrzehnte auch bei der Optima herausgestellt haben. Fangen wir mit einer erfreulichen Info an: Bei den Optima wurde bisher nur sehr, sehr selten Osmose bemängelt. Dennoch gilt für potentielle Käufer, dass sie das Boot ihrer Wahl eingehend überprüfen sollten.

Ein Schwachpunkt, der bei nahezu allen Optima irgendwann zutage tritt, ist die im Laufe der Jahre eintretende Wasserdurchlässigkeit in Höhe der Fenster respektive Bullaugen. Unbedingt erkundigen, ob die Fenster mittlerweile ausgetauscht wurden oder noch Originale den Rumpf zieren. Der Umbau kann knifflig und vielleicht sogar teuer werden (siehe Leckende Fenster ersetzen).

Nächster «Klassiker»: der Vorstagbeschlag. Bei Versionen mit im Deck eingelassenem Beschlag wurde hier im Original ganz Dehler-untypisch eine unterdimensionierte Variante angebaut. Die wurde mittlerweile von vielen Eignern gegen eine robustere Version ausgetauscht, man sollte sich aber unbedingt vergewissern, dass dies bereits geschehen ist. Die untere Platte des Vorstagbeschlags zieht sich zudem leicht in das Laminat des Rumpfes hinein und kann sich so lockern. Der Umbau als solcher ist allerdings für Profis nicht allzu aufwändig.

Da im Laufe der Jahre mehrere Motortypen in die Optima eingebaut wurden, sind hier jeweils typische «Zicken» zu erwarten. Es kann nur empfohlen werden, vor dem endgültigen Kauf (etwa nach einer ersten positiv verlaufenen Besichtigung) unbedingt einen Motor-Spezialisten bzw. eine -Spezialistin um eine «Inspektion» zu bitten.

Zum Abschluss zurück zu des Autors «alter Liebe» in Form von Daddys Optima. Auch wenn die Törns und Touren auf dem Boot schon Jahrzehnte her sein mögen, sind sie dennoch emotional jederzeit abrufbar. Weil die Fahrten durch die dänische Südsee, entlang der deutschen Küsten, rüber nach Schweden und viele mehr für gute, bleibende Erinnerungen in einem ansonsten nicht gerade langweiligen Segler-Leben gesorgt haben. Nicht nur deshalb erhält die Optima – egal in welcher Version – vom Autor das Gebrauchtboot-Prädikat «besonders wertvoll».

Selbstverständlich sind die unterschiedlichen Optima-Modelle auch bei Boat24 ein Renner! Eine Auswahl finden Sie hier: Dehler Optima

Weiterführende Links