Boote im Porträt4 min Lesezeit
Bavaria 38 Cruiser - Mit Mutti und den Kids
Die Familien-Fahrtenyacht par excellence
Die Bavaria 38 Cruiser gilt als Familien-Fahrtenyacht par excellence.
Von Michael Kunst, veröffentlicht am 27.05.2016, aktualisiert am 02.12.2022
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Das Denken in Kategorien ist bekanntlich immer ein Ritt auf Messers Schneide. Vor allem beim Wassersport unter Segeln lassen sich die einzelnen Yacht- und Bootstypen per se nur grob kategorisieren.
Fahrtenyacht – kein Renner
Denn im Prinzip ist alles Ansichtssache: Der Eine erlebt sein Schiff als ziemlich rasant und sportlich, ein anderer würde angesichts solcher Leistungen nur die Nase rümpfen. Oder manch Anspruchsloser ist mit der viel zu kurzen Koje durchaus zufrieden, während der Nächste in einem Boot dieser Kategorie zumindest ein Kingsize-Bett für Eigner und Gattin erwartet.
Entsprechend sind Untergruppierungen wie Cruiser-Racer oder Performance-Cruiser nur schwer zu definieren und einheitlich zuzuordnen. Das klappt wiederum bei den vermeintlich guten, alten Kategorien besser. Eine Fahrtenyacht ist eben kein Regattarenner – basta.
Für einen Tag, eine Woche, einen Monat…
Stichwort Fahrtenyacht, neudeutsch Cruiser. Denn diese Kategorie ist seit jeher eindeutig zu definieren: Eine Yacht, mit der man für einen Tag, eine Woche oder länger von A nach B auf Törn geht, auf der man einigermaßen bequem Unterschlupf findet und sogar wohnen kann, die Annehmlichkeiten wie Kojen, Kochgelegenheiten und meistens auch Toiletten mit Nasszellen bietet und die ihre Crew sicher, verlässlich und gerne auch rasch bei jedem Wetter zum Ziel bringt. Nicht mehr, nicht weniger.
Vor Kurzem haben wir schon klargestellt, dass es die perfekte Fahrtenyacht eigentlich nicht gibt; bestimmte Schiffe wie etwa die Jeanneau Sun Odyssey jedoch schlicht ideale Cruiser sind, der Perfektion also bereits nahekommen. Für den Typus Fahrtenyacht, die sich auch für Familien hervorragend eignet und dabei durch sehr gute Segeleigenschaften besticht, haben wir einen weiteren Allzeit-Star ausgemacht: Die Bavaria 38 Cruiser.
Ein großer Wurf
Die im Herbst 2007 erstmals und explizit als Familien-Fahrtenyacht vorgestellte Bavaria 38 Cruiser gilt als eine der erfolgreichsten Yachttypen der einstmals weltweit größten Yachtwerft im deutschen Giebelstadt. Auch wenn viele Tester und sonstige Kenner der Szene schon die Ankündigung der Yacht etwas argwöhnisch betrachteten – das Vorgängermodell mit 37 Fuß Länge war erst zwei Jahre zuvor auf den Markt gebracht worden – so war man sich doch in der Branche schnell einig: Mit der Bavaria 38 Cruiser ist dem damaligen Branchenprimus ein großer Wurf gelungen.
Mit verbesserter Innenraumeinteilung, neuem Rumpf und einem komplett überarbeiteten Deckslayout setzte diese Fahrtenyacht deutliche Akzente. Und der von Bavaria längst gewohnte, höchst «konkurrenzfähige» Preis von 91.000 Euro (exkl. MwSt) in der Serien-Basisausstattung heizte die Begeisterung für diesen Familiencruiser damals mächtig an.
Die Highlights:
- Ein Decksaufbau mit 15 Luken und Fenstern gewährleistet helle und freundlich wirkende Innenräume.
- Das serienmäßig gelieferte «Mainsheet-System», das mit sechs Winden im Cockpit funktioniert, erlaubt auch einen verlässlichen Einhand-Betrieb (was bei Familienfahrten bekanntlich gar nicht so selten vorkommt). Die beidseitige Führung der Großschot am Baum entlang und «zurück» über das Laufdeck auf zwei (manchen etwas zu klein geratenen) Winschen, war damals State-of-the-Art für Cruiser.
- Der deutlich rückversetzte Ruderstand sorgte bei einigen Fahrtenseglern zunächst für Irritation, da die Sitzmöglichkeit direkt hinter dem Ruderrad wegfiel. Wer jedoch jemals längere Schläge am «Rad gedreht» hat, der weiß, dass man entweder hinter dem Rad steht (stehen muss, wegen Lage) oder seitlich neben dem Ruder auf der Cockpitbank sitzt.
- Das Cockpit weist überaus großzügige Dimensionen auf und erlaubt auch einer 3-4 Personen-Crew noch stressfreies «Teamwork».
- Vor allem unter Wasser wurden echte Modifikationen im Vergleich zum Vorgängermodell vorgenommen. Kiel und Ruder fallen schlanker aus als zuvor, das Boot an sich ist flacher, der Tiefgang blieb jedoch gleich. Insgesamt wirkt das Schiff, auch unter heutigen Prämissen, «modern».
- Das Segelverhalten der Bavaria 38 Cruiser wird als ausgesprochen «fahrtenfreundlich» bezeichnet. Hohe Kursstabilität – besonders bei Starkwind hervorzuheben – und das vielzitierte «Gute Steuergefühl» werden bei der Bavaria 38 immer wieder als wichtige Argumente aufgeführt. Das Rollgroß wird von nahezu allen Eignern gelobt. Dessen früher oft bemängelte Kinderkrankheiten mit klemmenden Großsegeln etc. sind längst passé.
- Die meisten Bereiche des Innenausbaus wurden noch mit Teakholz verbaut, die Liegeflächen in den Kojen sind großzügig. Es gibt keinen Pfusch an Ecken und Kanten.
Verbeugung vor dem Werterhalt
Wenn nun ausgerechnet diese Bavaria 38 Cruiser derzeit gebraucht (in unterschiedlichen Ausstattungsvarianten) zu Preisen gehandelt wird, die dem Neupreis von vor neun Jahren entsprechen, hat dies nichts mit der Gier der jeweiligen Eigner zu tun. Es ist vielmehr eine Verbeugung vor dem hohen Werterhalt einer Yacht, die aus einer der effektivsten Produktionsstätten ihrer Zeit stammt. Und jetzt schon als moderner Klassiker unter den Fahrtenyachten mit Familieneignung bezeichnet wird.
- Gesamtlänge / 11,72 m
- Rumpflänge / 11,45 m
- Breite / 3,90 m
- Tiefgang / 1,95 m Gusseisenkiel /
- Gewicht ca. / 7.200 kg
- Ballast ca. / 2.100 kg
- Segelfläche ca. / 69,0 m²
- Wassertank / 210 Liter
- Dieseltank / 150 Liter
- Motor / Volvo D1-30, 27,3 PS