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Augen auf beim Schlauchbootkauf

Worauf Sie bei der Anschaffung eines Schlauchboots achten sollten

Augen auf beim Schlauchbootkauf
CE-Konformität ist ein Muss © Boat24

Auch wenn ein Schlauchboot im Vergleich zu einer Jolle oder Yacht eine überschaubare Anschaffung ist, sollten Sie genau hingucken.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 17.11.2016

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Welche Schlauchboot-Materialien gibt es, Vor- und Nachteile
  • Wie lange ein Schlauchboot hält
  • Welche Mängel üblich sind
  • Was für und gegen einen Außenbordmotor spricht

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Es gibt zahlreiche Schlauchbootmarken und eine endlose Vielfalt von Modellen, aber im Grunde zwei Materialien, aus denen Schlauchboote gefertigt sind: Haltbare und entsprechend teure und weniger haltbare, die deutlich günstiger sind. Das trennt, für Sie als Interessenten an einem gebrauchten Schlauchboot die Spreu vom Weizen. Gerade dann, wenn es schon einige Jahre alt ist und Sie lange von Ihrem schwimmendem Untersatz haben wollen.

Etwa 90 % aller Schlauchboote sind aus Polyvinylchlorid, als Weich-PVC bekannt. Das Material ist günstig und per Hochfrequenzschweißtechnik einfach zu verarbeiten. Leider ist es nicht besonders UV-beständig. Als Yachtbeiboot ständig aufgeblasen genutzt hat es im Mittelmeer oder der Karibik eine überschaubar kurze Lebensdauer. Regelmäßig bis professionell genutzt, hält es etwa zwei Jahre. Dann ist da sprichwörtlich die Luft raus.

Damit ist die Frage, ob man ein mehrere Jahre altes PVC-Schlauchboot kaufen soll, eigentlich schon beantwortet. Anders sieht die Sache bei einem selten ausgepackten und kaum der Sonne ausgesetzten Boot aus.

Ob ein Riss repariert oder ein PVC-Boot mit einem undichten Ventil nach einigen Jahren durch Einkleben eines neuen Verschlusses erhalten werden kann, hängt davon ab, ob es mit moderner, Teflon-haltiger Politur behandelt wurde. «So ein glänzendes Gummischwein sieht zwar vorübergehend gut aus. Aber die Reste der Politur kriegt man nie mehr aus dem Material. Man müsste es abschleifen. Eine Klebeverbindung ist dann nicht mehr möglich» berichtet ein Insider, der täglich mit Schlauchbootreparaturen beschäftigt ist. Manchmal kann man mit einem Schlauchboot «auch einfach nur Pech haben, wie beispielsweise einer Serie von Metzeler-Booten der Neunziger Jahre, wo sich auffallend häufig der Bootsboden vom Heckspiegel ablöste». Diese Erfahrungen der Reparaturbetriebe führten dazu, dass Profis betagte Schlauchboote zögernd oder aus Prinzip gar nicht mehr zur Reparatur annehmen.

Eine andere Welt sind die Erzeugnisse der Deutschen Schlauchboot Fabrik, vor allem solche, die aus Hypalon gefertigt wurden. Hypalon ist der Markenname der Firma Dupont für Chlor-Sulfat-Polyethylen oder Polychloropene, kurz CSR oder CR genannt. Dieses Material ist Witterungs- und Ozonbeständig. Es lässt sich gut kleben. Es wird zwar seit 2010 nicht mehr hergestellt. Aber es gibt einen Nachfolger namens Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM). Es handelt sich dabei um ein synthetisches Gummi, wie es auch für Autoreifen genommen wird. Bei der Verwendung für Foliendächer gibt es beeindruckend lange Garantien für die Haltbarkeit des Materials. Es ist UV-beständig, reißfest und zeichnet sich durch höchste Wetter- und Feuchtigkeitsbeständigkeit aus. Es ist gut vulkanisierbar, also reparaturfreundlich und bleibt auch bei niedrigen Temperaturen elastisch. Das ist besonders beim Einsatz in kalten Gewässern interessant. Der Nachteil: es ist teuer. Diese Gesichtspunkte schlagen sich natürlich auch im Preis eines solchen Schlauchbootes - sei es neu oder gebraucht - nieder.

Wie immer im Leben kommt es nun darauf an, was Sie vorhaben. Sie möchten das Schlauchbootfahren erst mal ausprobieren? Sie brauchen es absehbar selten, als Kinderspielzeug im Hafen oder in der flachen Badebucht? Dann langt ein übliches PVC-Boot, im Zweifel ein kaum ausgepacktes. Ein Foto von der Plakette am Heckspiegel mit dem Baujahr und der Seriennummer gibt erste Orientierung zum Alter.

Die Besichtigung fängt beim kleinen handlichen und tragbaren Modell zusammengelegt an. Bauen Sie es gemeinsam mit dem Verkäufer auf und lassen sich gleich die Tricks beim Zusammenbau zeigen. Das richtige Einlegen und Durchdrücken des Bootsbodens ist eine kniffelige Sache. Ist das Puzzle kompliziert und mühsam, werden Sie das Boot nicht benutzen. Dann wird es bei Ihnen nur herumstehen.

In welchem Zustand sind die Teile zum Einbauen und Anbringen, sind Bootsboden und Sitzbank? Ein Thema, wenn nicht eine Wissenschaft für sich, ist natürlich der Außenborder. Wie alt ist er? Springt er einwandfrei an? Wurden die laufenden Arbeiten gemacht? Wann wurde er zuletzt gewartet? Werfen Sie einen gründlichen Blick unter die Haube. Bei Unsicherheiten lassen Sie den Motor von einer Werkstatt ansehen oder vereinbaren ein Rückgaberecht bei gravierenden Mängeln oder solchen, über die der Verkäufer Sie hätte informieren müssen.

Bei begrenztem Budget kaufen Sie lieber ein gescheites, haltbares und höherwertiges Schlauchboot ohne Außenborder und den Motor später als alles zusammen. Mit gescheiten Rudern lässt sich eine Menge machen. Ein unzuverlässiger Außenborder kann eine Quelle endlosen Ärgers werden.

Wenn Sie mehr mit dem Boot vorhaben, es Ihnen und Ihrer Familie als verlässlicher, rauhwassertauglicher Begleiter in ungeschützten Gewässern dienen soll, schauen Sie sich Boote mit festem, V-förmigem Boden an. CE-Konformität ist ein Muss, gerade mit Blick auf den späteren Verkauf eines Qualitätsbootes.

Denken Sie bei Kauf des Bootes nicht nur an den Preis, sondern auch daran, wer Ihnen nach dem Kroatienurlaub die Schürf- und Schnittwunden vom Anlegen an scharfkantigen Felsen repariert.

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VG