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Der Ozean, das Meer, die See – was ist was und warum?
Die Bezeichnung der großen Wasserflächen unseres Planeten kann im deutschen Sprachgebrauch verwirren

Jetzt mal ganz ehrlich: Kennen Sie den Unterschied zwischen Meer, Ozean und See? Was macht ein Meer zum Meer und die See zur See? Alles nur eine Frage des richtigen Artikels? Oder steckt da „meehr“ hinter? Und wie kann es sein, dass zumindest Teile der Ozeane dennoch als Meer bezeichnet werden? Und manche Seen zum Meer mutieren?
Von Michael Kunst, veröffentlicht am 11.03.2025
Das erwartet Sie in diesem Artikel
- Die fünf Ozeane und das Weltmeer
- Was macht ein Meer zum Meer und einen Ozean zum selbigen?
- Warum ausgerechnet bei der See und dem Meer so viel sprachliche Verwirrung herrscht
- Es gibt neben den Meeren doch tatsächlich … Nebenmeere
- Manche Seen werden dann doch wieder Meer genannt
- Warum man die sprachliche Verwirrung ganz gelassen nehmen kann
Artikel vorlesen lassen
- Fünf Ozeane: Atlantik, Pazifik, Indischer Ozean, Antarktischer Ozean, Arktischer Ozean
- Ein Weltmeer
- Mehr Meere: Rand-, Neben- und Mittelmeere. Z.B.Rossmeer, Wedellmeer,Weißes Meer, Gelbes Meer, Japanisches Meer etc.
- Die meisten Nebenmeere werden See genannt (Auszug): Barentsee, Irische See, Grönlandsee, Nordsee und viele me(e)hr
- Binnenseen: Oberer See, Victoriasee, Huronsee, Michigansee, Erisee, Aralsee (durch Austrocknung aufgeteilt in westlicher und nördlicher Aralsee). Aber auch Kaspisches Meer, Totes Meer …
Die fünf Ozeane
Beginnen wir mit der vermeintlich einfachsten, weil besonders eingängigen Definition. So werden der Atlantik, der Pazifik und der Indische Ozean eben Ozean genannt, weil sie zwischen Kontinenten liegen. Ergo breitet sich der Atlantische Ozean zwischen Afrika und Amerika und der Pazifische Ozean zwischen … halt, nein, das müssen wir umformulieren, sonst könnte Verwirrung entstehen: Die pazifische Küste erstreckt sich, im Uhrzeigersinn, über Neuseeland, Australien, Ostasien und die Westküste von Nord- und Südamerika.
Etwas diffiziler wird es mit dem drittgrößten Ozean unseres Blauen Planeten – dem Indischen Ozean. Denn der grenzt an die Kontinente Afrika, Asien und Australien. So weit, so klar.
Das Weltmeer
Doch der Indische fließt in den Antarktischen Ozean und bildet somit eine Verbindung zum Pazifischen Ozean. Das Gleiche gilt für den hohen Norden, wo wiederum der Arktische Ozean eine – wenn auch meist gefrorene – Verbindung zwischen West und Ost herstellt. Der didaktische Clou: Werden alle Ozeane zusammengefasst, spricht man wiederum von den Weltmeeren.
Womit wir fließend zu den Meeren unseres blauen Planeten überleiten. Bemühen wir uns erneut um die Definition: Unter Meer versteht man die miteinander verbundenen Gewässer der Erde (siehe Weltmeere). Okay, aber andererseits heißen die größten Wasserflächen unserer Erde wiederum Ozeane. Ist doch gelinde gesagt verwirrend, oder nicht?
Meer mild, Ozean wild?
Sagt man französischen oder spanischen Seefahrern, dass man ihnen Mast- und Schotbruch wünsche, weil sie „aufs Meer“ segeln wollen – dann würde man mit einem „ich fahre auf den Ozean, nicht aufs Meer“ korrigiert werden. Das liegt wiederum daran, dass man im allgemeinen Sprachgebrauch den Begriff „Meer“ häufig für Wasserflächen verwendet, die kleiner sind als Ozeane. Und irgendwie scheinen die Ozeane immer wilder und gefährlicher zu sein als die Meere – was natürlich Humbug ist. Schon mal eine kernige Bora erlebt? In diesem Wind wurden Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h gemessen. Von wegen liebliches Mittelmeer.
Doch zurück zu den Bezeichnungen der großen Wasserflächen auf der Erde. Werfen wir einen Blick auf den Globus und peilen das Mittelmeer an. Klare Sache, kleiner als die Ozeane, hat es im landläufigen Sinne den Namen „Meer“ eindeutig verdient. Ganz zu schweigen vom Schwarzen Meer – noch kleiner, noch mehr Meer. Doch Moment mal, liegt das Mittelmeer nicht zwischen zwei Kontinenten, nämlich Afrika und Europa? Und müsste es dann nicht ein Ozean sein? Denkfehler, denn Europa ist „nur“ ein Subkontinent. Aber lassen wir diese Wortklaubereien.
Seen, die zum Meer werden
Nochmals zum Meer. Denn das sorgt seit jeher mit seinem Namen für Verwirrung im Sprachgebrauch. Das Rote Meer kann mit seiner Bezeichnung zufrieden sein, weil es wohl in Bezug auf seine Größe als Meer gedeutet und bezeichnet wurde. Aber wie war das mit dem Kaspischen Meer? Ein Binnensee! Ganz zu schweigen vom „Schwäbischen Meer“, vulgo: Bodensee. Dies ist jedoch eine ganz andere Geschichte.
Und was soll man dann erst vom Rossmeer halten. Es liegt im südlichen oder antarktischen Ozean und ist … ein Randmeer. Das wiederum passt in die Kategorie Nebenmeer, was allerdings nicht hierarchisch zu verstehen ist. Diese am Rand der Kontinente liegenden Meere werden durch Inselketten, Meeresrücken oder Tiefseerinnen nur unvollständig vom freien Ozean getrennt. Und sprachlich den Ozeanen untergeordnet. Obwohl sie eigentlich ein Teil des Weltmeeres sind. Aber lassen wir das.
Meer zur See – See zum Meer
Es mag nun etwas irreführend erscheinen, muss aber gesagt werden: Ein Großteil dieser weit über 50 Randmeere auf unserem größtenteils von Wasser bedeckten Planeten wird überhaupt nicht „Meer“ genannt, sondern als „See“ bezeichnet. Wie etwa die Barentssee, die Beaufortsee, Keltische und Irische See, Sargassosee oder Nordsee und Ostsee (um nur wenige zu nennen).
Übrigens, das geht auch umgekehrt – von der See zum Meer. Der Unterschied liegt hier im Artikel, der es zumindest sprachlich schafft, den Binnensee in ein Meer zu verwandeln. Wie etwa das Steinhuder Meer in Norddeutschland oder das Zwischenahner Meer.
In den Niederlanden dagegen wurde die Zuiderzee ausgerechnet nach ihrer Eindeichung zum IJsselmeer umgetauft. Da soll noch einer durchblicken!
Meer salzig, See süß?
Es ist eben alles eine Frage des Blickwinkels, wie groß oder klein Wasserflächen sein müssen und welche Eigenschaften sie mitbringen sollten, um den Namen See, Meer oder Ozean zu tragen.
Bleiben wir noch ein wenig beim See mit dem „männlichen“ Artikel. Der ist im Prinzip relativ einfach zu definieren: Er ist ein Binnengewässer, das keinen Zugang zum Weltmeer hat und mit Süßwasser gefüllt ist. Wäre da nicht die berühmte Ausnahme der Regel: Das Kaspische Meer ist – wie bereits erwähnt – der größte See der Erde, gefüllt mit … Salzwasser.
Apropos Salz. Nicht der Pazifik oder der Atlantik haben den höchsten Salzgehalt aller Gewässer der Erde. Bekanntlich zählt ausgerechnet ein See, der (schon wieder!) als Meer bezeichnet wird, zu den salzhaltigsten unseres Planeten: Das Tote Meer kommt auf 33 Prozent Salzanteile. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum der See als Meer bezeichnet wurde – seine doch überschaubare Größe wird wohl kaum der Anlass gewesen sein.
Mehr als zwei Drittel Wasser
Abschließend zurück zum mehr oder weniger ein- bis mehrdeutigen Sinn der Begrifflichkeiten rund um die Meere, Ozeane, die See und die Seen. Die Oberfläche der Erde ist zu mehr als zwei Dritteln (71 Prozent) mit Wasser bedeckt.
Alle Wasservorräte der Welt fassen insgesamt etwa 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser – ist es nicht gänzlich egal, ob dieses H2O nun Ozeane, Meere, Neben- oder Randmeere, die See oder Seen, Teiche, Tümpel, Weiher, Flüsse, Bäche oder Rinnsale füllt? Egal wie man sie nennt – letztlich bestehen all’ diese Gewässer doch nur aus einzelnen Wassertropfen.
- Ein Ozean liegt zwischen den Kontinenten
- Das Meer ist eigentlich die zusammenhängende Wassermasse der Erde. Im deutschen Sprachgebrauch gibt es jedoch noch viel mehr Meere.
- Die See – niederdeutsch für "das Meer"
- Der See – Binnengewässer, das vollständig von Land umgeben ist