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Katamaran: Zwei Rümpfe sind schick

Der Trend zum Fahrtenkatamaran

Katamaran: Zwei Rümpfe sind schick
Catania 59 mit Steckschwertern für besseres Segelverhalten © Catania

In den vergangenen Jahren hat sich der Trend zu Katamaran verstärkt. Besonders beim Blauwasser-Segeln in wärmeren Gefilden kommen die Multihulls immer öfter zum Einsatz. Dabei geht es offenbar nicht nur ums Wohnen. Auch für die Langstrecke greifen Skipper immer mehr zum Mehrrümpfer. Bei der Atlantic Rally for Cruisers (ARC) über den Atlantik gingen 2010 noch 14 Multihulls an den Start, 2015 waren es 36. Wie kommt diese anhaltende Entwicklung zustande?

Von Carsten Kemmling, veröffentlicht am 10.02.2017

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Fahrtenkatamarane besser als ihr Ruf
  • Vorteile eines Katamarans
  • Katamaran, ein nachhaltiger Trend?

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Über Fahrtenkatamarane wird gerne gelästert: behäbige Wohnplattform, Windenergie-Vernichter. Es geht dabei um die gemeinhin beschränkten Fähigkeiten, den Wind als Antrieb zu nutzen. Die gängige Meinung: Multis kreuzen schlecht. Tatsächlich schaffen sie normalerweise im Schnitt zehn Prozent weniger Höhe als vergleichbare Einrümpfer.

Außerdem sind sie teuer. Die Anschaffungskosten betragen normalerweise das Eineinhalbfache eines Monos und diese Tendenz setzt sich für Liegeplatz- oder Krankosten fort. Allein der zusätzliche Service für zwei Maschinen und zwei Rümpfe geht ins Geld (Unterhaltskosten Segelboot / Motorboot).

Dazu kommt immer noch die Angst vieler Segler, der fehlende Kiel erhöhe das Kenter-Risiko (Schöner Kentern). Ein Katamaran legt sich nicht auf die Seite und richtet sich dann wieder auf. Wenn er über Kopf geht, bleibt er stabil so liegen. Viele empfinden auch die speziellen Bewegungen des Zweirümpfers im Wasser als unangenehmer. Sie werden schneller seekrank (Rollen, stampfen, schlingern… würgen!).

Kat-Gegner führen auch den fehlenden Segelspaß gerne als Argument an. Die großen Fahrtenkatamarane geben dem Steuermann wenig Rückmeldung am Rad. Man fühlt sich im Vergleich mit dem Mono nicht so nahe dran an den Elementen.

Und trotzdem. Neuerdings scheinen die vermeintlich klobigen Schiffe das Bedürfnis des Marktes immer besser zu treffen. Was hat sich geändert?

Ein Großteil des positiven Trends hat mit der Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Mehrrümpfer zu tun. Hersteller wie Catana und Outremer aber auch Dragonfly und Corsair bringen Schiffe auf den Markt, die deutlich verbesserte Segeleigenschaften aufweisen.

Fahrtenkatamarane haben zwar wenig mit den aktuellen Hochgeschwindigkeit-Konstruktionen aus dem America’s Cup, der Extreme Sailing Series oder GC32-Tour gemein, aber diese Speed-Boote bewirken ein Umdenken in der gesamten Segelwelt. Zwei Rümpfe sind heutzutage schick.

Moderne Designs haben aber auch immer weniger mit den ehemals unförmigen Segel-Trumms zu tun. Sie sehen heutzutage ansprechender aus, können trendy und cool sein und segeln auch immer besser. Die Welten bewegen sich aufeinander zu. So sehen zum Beispiel die schnellen Gunboat-Luxuskatamarane durchaus wie Fahrten-Cruiser aus, kommen aber sehr schnell vorwärts (Rasant reisen – auf Tragflächen).

Gunboat 66 ein schneller Fahrtenkatamaran, der auch mal den Luvrumpf hebt
Gunboat 66 ein schneller Fahrtenkatamaran, der auch mal den Luvrumpf hebt © Gunboat

Für den Katamaran sprechen immer noch die alten Argumente. Es gibt deutlich mehr Platz an Bord, und dieser liegt auch noch über der Wasserlinie. Während man beim Monohull oft eher in einem dunklen Keller lebt, punktet der Kat mit einer großen, hellen Wohnfläche, von der aus es sich bestens von oben auf das Wasser sehen lässt. Besonders am Ankerplatz in warmen Gewässer wird dieser Vorteil von immer mehr Charter-Crews besonders geschätzt. Gerade in der Karibik tritt der Segelspaß eher in den Hintergrund, der Kat wird eher als Hausboot benutzt.

Viel Wohnfläche über der Wasserlinie
Viel Wohnfläche über der Wasserlinie © Catania

Aber die Zunahme der Atlantik-Bezwinger zeigt auch, dass sich die Segeleigenschaften signifikant verbessert haben. So hilft besonders der Technik-Sprung bei der Entwicklung der Vorwind-Segel dem Multihull weiter. Man benötigt nicht mehr wie früher Spinnakerbäume für die Kontrolle der symmetrischen Blase. Der Gennaker wird einfach am Bugspriet gesetzt und oft auch stabil ohne Großsegel gefahren.

Die Experten glauben, dass der Trend zum Multihull im Fahrtenbereich weiter anhalten wird. Die neuen Konstruktionen aus leichteren Materialien segeln immer besser und lassen damit das wichtigste Gegenargument verblassen.

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