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Gescheit festmachen

Tipps zum sicheren Vertäuen des Bootes

Gescheit festmachen
Bedenken Sie beim vertäuen auch Ebbe und Flut, Schwell oder Stürme © unsplash.com@brunomira

Ein Blick in Clubs, Häfen und Marinas zeigt, wie gedankenlos Boote angebunden werden. Variabler Wasserstand, Schwell, oder der nächste Sturm sind nicht bedacht. Tipps zum vorausschauenden Vertäuen des Bootes.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 27.10.2017

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Tipps zum Liegeplatz mit schwankendem Wasserstand
  • wie Sie Ihr Boot nerven- und klampenschonend anbinden
  • warum die Festmacher von Land aus verstellbar sein müssen
  • Hinweise zu Knoten und zur Festigkeit von Tauwerk

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Es ist praktisch, ein bewohntes Boot nah am Steg oder zur Kaimauer liegen zu haben. So braucht es nur einen kleinen Schritt von Bord an Land und zurück. Aber viele Boote sind auch unbewohnt so eng angebunden, dass der bei modernen Yachten übliche Vorbau bei sinkendem Wasserstand am Steg aufsetzt.

Bei kurzer Leine werden Schwell und sinkender Wasserstand zum Härtetest für Klampen und Festmacher. Ein Boot, das sich nicht bewegen kann, strapaziert das Tauwerk. Die Festmacher werden irgendwann reißen. Besser ist es, die Leinen beim Verlassen des Bootes so weit zu lösen, dass es sich in Grenzen bewegen kann und übliche Schwankungen des Wasserstands ausgeglichen werden.

Tipp für schwankenden Wasserstand

Eigner, die ihr Boot in Tidengewässern liegen haben, kennen das Thema. Aber es spielt auch in Revieren ohne Gezeiten eine Rolle. Der Liegeplatz in einer weit ins Land eingeschnittenen Bucht (Förde oder Fjord) oder am meernahen Fluss ist schwankenden Wasserständen besonders ausgesetzt. Weht es über mehrere Tage stark bis stürmisch auflandig, steigt der Pegel deutlich. Weht es ablandig, wird das Wasser abgesogen. An der Ostsee kann es je nach Liegeplatz +/- ein Meter, bei extremem Wetter mehr sein. Das Boot muss also mit Rücksicht auf erhebliche Wasserstandsschwankungen angebunden sein. Ihr Hafenmeister, der Nachbar oder ein Online- Informationsdienst für Ihr Gewässer kennt die Schwankungen.

Wenn Ihr Boot nicht an einer Mooring, sondern, wie an vielen Seen und nördlichen Gewässern üblich, zwischen Pfählen liegt, dann nutzen Sie folgenden Trick: Bringen Sie den Festmacher nicht oben am Pfahlende an, sondern bei normalem Wasserstand in Deckshöhe. Dann hängt Ihr Boot bei Niedrigwasser nicht sofort in den Seilen und stößt bei Hochwasser wegen loser Festmacher nirgendwo an – einfach, weil Sie den Festmacher in der mittleren Höhe angebracht haben. Wenn Sie dann noch etwas Lose eingebaut haben - perfekt.

Heckleinen in Deckshöhe
Heckleinen in Deckshöhe © E. Braschos/Swedesail

Damit das Auge des Festmachers im entspannten Zustand nicht am Pfahl nach unten ins Wasser rutscht, sichern Sie ihn mit einem Bändsel an einem der oberen Haken.

An Land belegen

In vielen Häfen ist es aus gutem Grund nicht erwünscht oder sogar verboten, bei längerer Abwesenheit das Boot mit an Land um Poller oder Klampen (auf Slip) gelegten und an Bord zurück geführten Leinen zu vertäuen. Weil dann der Hafenmeister oder der Nachbar die Leinenlänge nicht von Land aus anpassen kann. Ein Knoten am Steg, mit etwas Reserveleine, ein Kopfschlag auf der Klampe an Bord, ebenfalls mit Reserveleine, ist besser. Dann lässt sich die Festmacherlänge sowohl an Land wie an Bord ändern.

Klampe und Kopfschlag

Apropos Klampe und Kopfschlag: Die Klampe lädt zugegeben dazu ein, den Festmacher ziemlich oft verdreht rund um den Beschlag zu wickeln, nach dem Motto: viel hält viel. Meistens hält es ja. Leider lässt sich so eine Bandage schlecht lösen. Schon gar nicht, wenn es schnell gehen muss. Bei Sturm müssen sich an einer Klampe auch mal zwei Festmacher belegen lassen. Das klappt nur, wenn der Kopfschlag richtig und auch platzsparend gemacht wurde. Wie ich schon in diesem Blog hier (Manöver ohne Gedöns) schrieb, muss nicht alles an Bord immer wie in der Segelschule gelernt (Sprechen Sie Nautisch? praktiziert werden. Aber das Vertäuen eines Bootes schon. Binden Sie Ihr Boot deshalb mit einem gescheiten Kopfschlag richtig an.

der Kopfschlag - Ein vermeintlicher einfacher Knoten
der Kopfschlag - Ein vermeintlicher einfacher Knoten © pixabay.com/tcausley

Elastisches Tauwerk nehmen

Viele Boote sind mit dehnungsarmem Tauwerk, wie es für Schoten, Fallen oder Trimmleinen genommen wird, vertäut. Das ist schlecht, weil es nicht nachgibt. Zum Vertäuen nehmen Sie Festmacher aus elastischer Ware. Dreikardeelige Leinen oder besser noch sogenanntes Quadratgeflecht, auch Squareleine genannt, sind Welten besser, weil sie federn. Das schont die Beschläge, das Tauwerk, das gesamte Boot und auf Dauer auch Ihre Nerven. Achten Sie bei der Auswahl des Tauwerks darauf, dass es von der Haltekraft her zum Gewicht des Schiffes passt.

Scheuerstellen vermeiden

Führen Sie den Festmacher möglichst direkt von der Klampe an Land. Vermeiden Sie Scheuerstellen an Klüsen, Fußleisten oder Relingsstützen, am Bug- oder Heckkorb. Das macht sich am Liegeplatz mit Schwell bald mit angescheuertem Tauwerk, unter Deck mit lästigem Lärm bemerkbar. Bleibt Ihr Schiff länger am Liegeplatz, lohnt es, die Festmacher an absehbaren Scheuerstellen mit einem Lappen oder Schlauch zu schützen.

Wenn Sie Ihr Schiff über Wochen oder Monate in einem fernen Revier im Wasser lassen, binden Sie es möglichst lang an und schützen Sie die Festmacher mit Tüchern oder Plastikschläuchen gegen Durchscheuern. Aufgeschnittene Plastikflaschen wehren ungebetenen Besuch durch Ratten ab. Doppelte Mooringleinen oder ein Zweitanker halten das Boot auch bei viel Seitenwind an seinem Platz. Denken Sie auch bei der Mooringleine und der eigenen Ankerkette oder Ankerleine an eine Zugentlastung und Lappen oder Schlauch zum Schutz vor Scheuerstellen.

Augspleiß statt Knoten

Wussten Sie, dass Knoten die Bruchlast von Tauwerk halbieren? Deshalb sollten Sie in Ihre Festmacher, die beispielsweise um Heckpfähle gelegt sind, möglichst Augen einspleißen. Ein Spleiß mindert die Festigkeit nicht.

Doppelt hält besser

Vertäuen Sie Ihr Boot so, dass Sie es auch bei Sturm, starken Seitenwind oder Schwell unbesorgt im Hafen lassen können. Liegt Ihr Boot an einem exponierten Platz mit absehbarem Seitenwind oder Schwell, vertäuen Sie es gezielt mit doppelten Leinen. Diese Festmacher sollten an verschiedenen Punkten an Bord belegt sein. So verteilen sich die Kräfte. Zum Beispiel an beide Klampen, jeweils an steuer- und backbord. Nutzen Sie die natürliche Elastizität des Festmachers. Je länger die Leine, desto ruhiger liegt das Boot. Es schont auch die Klampen und Poller an Deck. Deshalb binden erfahrene Eigner ihr Boot auch am Heck über Kreuz an.

Altes Tauwerk ersetzen

Auch Tauwerk altert im Laufe der Jahre. Sie erkennen es daran, dass es hart geworden ist. Irgendwann federt die Leine von der UV-Strahlung kaum mehr. Das macht sich mit Knarzen unter Deck bemerkbar und man kann an Bord schlecht schlafen. Spülen Sie Ihr Tauwerk am Ende der Saison oder zwischendurch allenfalls mit Frischwasser, niemals mit Waschmittel. Dann verschwinden die Weichmacher, es wird spröde.

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VG