Anmelden

Do-it-Yourself 4 min Lesezeit

Positionslaternen

Wie sich betagte Lampen günstig erhalten lassen

Positionslaternen
Ein neuwertiger Lampenträger für 25 € erhält alte Positionslaternen © Swedesail

Wegwerfen und teuer neu kaufen kann jeder, der Geld, keine Zeit und wenig Geduld hat. Wie sich alte Laternen erhalten, mit stromsparenden LEDs aufrüsten lassen. Welche Nachteile die Maßnahme aber andererseits hat.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 02.12.2020

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • wie mit Reparatur alter Positionslaternen Geld gespart wird
  • Anleitung zur Beschaffung von Ersatzteilen
  • wo es Unterlagen und Ersatzteile alter Laternen gibt
  • Umrüstung zur batterieschonenden LED-Technik
  • Nachteile beim Einbau von LEDs
  • Kosten und Zeit

Artikel vorlesen lassen

Eine von vielen Einzelheiten an Bord, um die sich der Freizeitkapitän kaum kümmert, sind die Positionslaternen. Wer ab und zu mal abends oder nachts unterwegs ist, verlässt sich darauf, dass sie nach dem Anknipsen leuchten.

Oft habe ich jedoch mit Schraubenzieher und Kontaktspray am Bugkorb meines Bootes herumgefummelt, den Bajonettverschluss des Lampenträgers geöffnet und mich mit Madenschrauben, alten Federn, korrodierten Kabelenden und wackelig in der Fassung sitzenden Birnchen vergnügt. Solche Bastelstunden gelingen, wenn man das nötige Werkzeug, zwei, besser vier ruhige Hände und passende Glühbirnen parat hat. Prima, wenn dabei nichts ins Wasser fällt.

Besser ist es, sich die Positionslaternen mal in Ruhe am Liegeplatz anzugucken. Dazu wird der Lampenträger vorsichtig unten aus der Laterne heraus gedreht. Notieren Sie bei der Gelegenheit, welches Laternenfabrikat montiert ist. Drehen Sie die Birne heraus, ermitteln Glühbirnentyp und Wattzahl. Das steht auf der Prägung seitlich am Sockel. Für Buglaternen und Dampferlicht sind bei Booten üblicher Größe 25 Watt vorgeschrieben. Für das Anker- und Hecklicht 10 Watt.

Speziell sind die Sockeltypen mit unterschiedlich angeordneten Kontakten und Arretierungen. Bei der 25 Watt Positionslaterne ist es üblicherweise ein Sockel mit 15 mm Durchmesser, beiden Kontakten unten und zwei gegenüberliegenden Arretierungsstiften auf ungleicher Höhe. Die Fassung heißt BAY15D. Die Birne wird mit richtig eingeführten Arretierungsstiften und sanftem Druck in den Glühbirnenhalter eingesetzt. Das verlangt Fingerspitzengefühl und Ruhe – weshalb die Reparatur abends vor Ansteuerung eines fremden Hafens selten gelingt. Beim 10 Watt Ankerlicht gibt es einen 15 mm Sockel mit einem Kontakt unten und zwei Arretierungsstiften gegenüberliegend auf gleicher Höhe. Die Fassung heißt BA15S.

Auch wenn die Laterne Jahrzehnte alt ist und das Innenleben korrodiert ist, muss nicht gleich teuer neu gekauft werden. Anhand eines Fotos oder eines PDF alter Katalogseiten der Laternenfabrikate, die serviceorientierte Händler bei einer genauen und freundlichen Anfrage per E-Mail zuschicken, haben Sie eine Explosionszeichnung und Liste mit Ersatzteilen. In meinem Fall handelte es sich um die Hella Classic Line 2368. Überhaupt habe ich mit Bukh wiederholt gute Erfahrungen gemacht. Dort ist man kulant und kompetent, was in der Branche leider nicht immer der Fall ist.

Explosionszeichnung mit Stückliste von Bukh aus Bremen
Explosionszeichnung mit Stückliste von Bukh aus Bremen © Swedesail

Das Foto meiner Hella Positionslaterne zeigt neben Prägungen mit diversen Zulassungen in der zweiten Zeile den genauen Laternentyp, die Verwendung (Stb für Steuerbordseite) und die vorgeschriebene Wattzahl. Der originale Lampenträger aus Kunststoff war spröde und nach einigen ungeduldigen Birnchenwechseln hin. Der Gummi O-Ring vom Bajonett zum Verriegeln des Lampenträgers war gerissen, dichtete die Laterne nach unten hin nicht mehr ab. Anhand der Bestellnummer fand ich vier original verpackte Hella Glühbirnenhalter via Ebay bei einem Händler in Irland. Die Sache war mit 94 € zwar ein teurer Spaß, immerhin Welten günstiger als der Kauf vier neuer Laternen, die mit anderen Halterungen und Bohrungen am Schiff weitere Arbeit und Kosten verursacht hätten. Gerne hätte ich die modernen LED-Lampen von Lopolight im schicken Alugehäuse mit amtlicher BSH-Zulassung gekauft. Leider gibt’s die nur zum Apothekentarif ab 270 € aufwärts. Der Spaß hätte überschlägig 1.500 € gekostet.

Ein Handyfoto ist der erste Schritt zum passenden Ersatzteil
Ein Handyfoto ist der erste Schritt zum passenden Ersatzteil © Swedesail

Der Einbau der neuen Lampenträger braucht pro Laterne etwa zwei Stunden Zeit. Der Anschluss der Kabel ist eine ziemliche Fummelei. Wechseln Sie nur die Lampenträger, wo es Probleme gibt. Legen Sie sich Ersatzteile zu den Reserveglühbirnen griffbereit ins Boot. Ich habe eine Schublade mit Elektrowerkzeug und Verbrauchsmaterial wie Kabelschuhen, Schrumpfschläuchen etc. an Bord. Wer Dinge an Bord repariert, die noch funktionieren, aber vielleicht demnächst mal kaputtgehen könnten, ist nur noch am Basteln und der Spaß, die eigentliche Nutzung des Bootes, bleibt auf der Strecke. Positionslaternen sind eine von vielen Sachen an Bord, die in Ordnung zu halten sind.

Bei der Gelegenheit lohnt es sich, auf LEDs umzustellen. Auch dieses Thema verlangt etwas Aufmerksamkeit. Ich nutzte dazu die Corona-Ausgangssperre, wo ich nichts am Boot machen konnte.

Datenblatt von 1,6 Watt LED als Ersatz für 10 Watt Hecklicht
Datenblatt von 1,6 Watt LED als Ersatz für 10 Watt Hecklicht © Swedesail

Man kann via Internet blaustichige Billigheimer bestellen. Ich ließ mich stattdessen vom Hamburger Spezialisten Mörer Schiffselektronik beraten. Bei getrennten Buglaternen wird laut Datenblatt für drei Laternen 7,6 Watt (2 x 3 Watt für die Buglaternen und 1,6 Watt für das Hecklicht) statt 75 Watt (2 x 25 Watt Bug- und 10 Watt Hecklicht) verbraucht. Kosten pro Birne etwa 17 €. Interessanter noch ist die Umstellung auf LED beim Ankerlicht. Die 140 Lumen starke LED Ausführung, sie entspricht 15 statt der vorgeschriebenen herkömmlichen 10 Watt Birne, verbraucht laut Datenblatt ganze 1,6 Watt. Im Unterschied zur herkömmlichen Beleuchtung ist der Verbrauch auf meiner Schalttafel nicht erkennbar. So kann ohne Sorge um die Batterie viel geankert werden. Kosten 9 €. Bei kleinen Ankerlichtlaternen ist zu beachten, dass die Birne ins Laternengehäuse passt. Wie lange die offenen Lötstellen der LEDs in der korrosiven Umgebung an Bord halten, wird sich zeigen. Die herkömmlichen Glühbirnen waren selten zu wechseln.

Fazit: Wer sich ins Thema reindenkt und handwerklich geschickt ist, erhält seine Positionslaternen für überschlägig 160 €.

Leider hat die beschriebene Umrüstung auf LED folgende Nachteile:

  • die Sektorengrenzen der Laternen sind bei der Verwendung von LED Leuchtmitteln nicht mehr präzise, da die Lichtquelle nicht exakt im Zentrum der Optik liegt, sondern über eine breite Fläche verteilt ist. Dadurch wird Abstrahlwinkel jedes Sektors um einige Grad größer.
  • wenn nicht auf die korrekte Lichtfarbe geachtet wird, kommt es bei Verwendung von LEDs in farbigen Laternen zu Farbverfälschungen.
  • die Laternen verlieren beim Betrieb mit LED Leuchtmitteln die Zulassung

Korrodiertes Innenleben aus den Achtzigerjahren
Korrodiertes Innenleben aus den Achtzigerjahren © Swedesail

Werkzeug

  • kleine Schraubendreher (Schlitz und Kreuz)
  • Antiisolierzange zum Anbringen der Kabel
  • Kontaktspray

Adressen

  • Mörer Schiffselektronik Hamburg
  • Bukh Bremen
VG