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Segelboot-Klassen2 min Lesezeit

Drachen

Forever royal!

Drachen
Segelzeichen Drachen

Der Drachen ist eine Bootsklasse, die 1929 von dem (mittlerweile legendären) norwegischen Bootskonstrukteur Johan Anker als „preiswerte Einheitsklasse“ konstruiert wurde. Das knapp 9 m lange Langkielboot hat eine „offene“ Kajüte respektive eine große Schlupfkajüte und war ursprünglich als preisgünstiges Fahrtenboot für „junge Menschen“ gedacht. Zwischen 1930 und 1939 baute Ankers Werft „nur“ 40 Boote.

Von Michael Kunst, veröffentlicht am 20.09.2022

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Vom Fahrten- zum Regattaboot

Aufgrund der außerordentlichen guten Segeleigenschaften entwickelte sich der Drachen nach einigen grundlegenden Änderungen am ursprünglichen Riss (Fock wurde angehoben, Segelfläche vergrößert, Mast versetzt) in den darauf folgenden Jahren jedoch zu einem begehrten Regattaboot, das schließlich ab Mitte der Vierzigerjahre bereits große Regattaflotten an den Start brachte.
Die Klasse wurde zudem als 20er-Schärenkreuzer genehmigt und von anderen Werften ebenfalls in Lizenz gebaut. Sie fand rasch große Beachtung unter skandinavischen und deutschen Seglern, die an der Nord- und Ostseeküste und auf den Berliner Seen segelten.

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Der Name des Bootes hat übrigens nichts mit dem Fabeltier zu tun, sondern ist schlicht ein Irrtum. Ursprünglich sollte das Boot tatsächlich nach seinem Konstrukteur benannt werden –„Draggen“ heißt „Anker“ auf Norwegisch. Doch die International Sailing Federation korrigierte besserwisserisch den vermeintlichen Schreibfehler und nannte das Boot „Dragon“, Drachen. Offenbar bemühte sich damals keiner um eine Korrektur der Korrektur … und so blieb „der Anker eben ein Drachen“.

Olympiastatus von 1946 bis 1972

1948 erhielt der Drachen nach Genehmigung durch die IYRU (heute ISAF) den Status eines olympischen Klassenbootes – womit die große Ära des auch mit „royal“ bezeichneten, formschönen Kreuzers überhaupt erst begann. Von 1948 bis einschließlich 1972 (das letzte Mal also in Deutschland, vor Kiel) duellierten sich die weltbesten Segler auf dem Drachen um olympisches Edelmetall.

Gleich zwei Könige begeisterten sich derart für den Drachen, dass sie es bis zu den Olympischen Spielen schafften. So gewann der griechische König Konstantin 1960 vor Neapel sogar die Goldmedaille im Drachen. Und der spanische König Juan Carlos nahm an den letzten „Drachenspielen“ vor Kiel teil und belegte den 15. Rang.

Auch nach dem Verlust des Olympiastatus blieb der Drachen ein begehrtes Boot. Zwar war zunächst ein deutlicher Rückgang der weltweiten Regatta-Aktivitäten zu verzeichnen, doch das Nachfolgeboot Soling schaffte es „nur“ bis zu einem hohen Akzeptanzgrad bei Leistungsseglern – Regattasegler ohne olympische Ambitionen blieben jedoch meist dem Drachen treu und wechselten nicht die Bootsklasse.

Aktuell mehr als 1.500 Drachen

Zur 75. Drachen-Jubiläumsregatta – an der auch Angehörige der Königshäuser von Spanien, Dänemark, Griechenland und Bayern teilnahmen – trafen sich im Oktober 2004 in Saint-Tropez 269 Drachen aus 29 Nationen.

Derzeit werden geschätzt noch 1.500 Drachen weltweit gesegelt (Stand 2022).

Drachen Segelriss
Drachen Segelriss

Technische Merkmale:

  • Länge ü.a.: 8,95 m
  • Breite: 1,90 m
  • Tiefgang: 1,20 m
  • Verdrängung: 1,7 to
  • Segelfläche am Wind: 27,7 qm
  • Spinnaker: 23,6 qm