Testbericht

Hallberg-Rassy 372 im Test

Offshore-Yacht für die Küste

Hallberg-Rassy 372 im Test

Hallberg-Rassy hat mit der HR 372 seine erste Yacht mit offenem Achtercockpit in dieser Grössenklasse auf den Markt gebracht. Bei der Konstruktion wurde vor allem auf gute Am-Wind-Eigenschaften Wert gelegt.

Unter Deck summt die Webasto-Standheizung, durch die riesigen ungetönten Luken und Fenster kann man einen Blick ins warme Innere erhaschen: Helles Mahagoni, massgeschneiderte Teppiche und eine heisse ­Dusche wollen mich wieder unter Deck der neuen HR 372 ziehen. Ein Tag voller Gegensätze, die fast nicht zueinander passen wollen. Draussen im Cockpit weht ein eisiger Wind, während die Stimmung unter Deck zu einem gemütlichen Ferienhäuschen passen könnte. Die Situation hat nahezu Symbolcharakter: Eine HallbergRassy braucht weder schönes Wetter noch eine liebliche Landschaft, um ihre Stärken zu zeigen – segeln mit ihr geht eigentlich immer. Und die gut elf Meter lange Schwedin, die auf den Herbstmessen vorgestellt wurde, ist eine HallbergRassy mit all ihren Stärken und dem für sie typischen traditionellen Design. Letzteres wird – im Vergleich zur Modellvielfalt der grossen Werften – gerne als langweilig empfunden. Eine HR hat solche Kosmetik und Schönfärberei jedoch gar nicht nötig. Der Grund für den Mythos der Werft, in der seit 1962 Boote gebaut werden? HallbergRassy baut kompromisslos Schiffe für den ewigen Traum von der langen Reise, ungeachtet dessen, was beim Design gerade en voque sein mag. Dieses Denken schweisst die HR -Community zusammen, die sich weltweit am nicht weg zu denkenden blauen Zierstreifen auf dem Rumpf erkennt. Neu in der Produktlinie der Schweden ist das Achtercockpit in dieser Bootsgrösse, obwohl mehr HR-Yachten mit diesem Konzept als mit Mittelcockpit verkauft wurden. Neu ist zudem, dass es bereits eine 37-Fuss-Yacht mit Mittelcockpit gibt und ihr die 372 zur Seite gestellt wird. Jedoch nicht als Derivat, sondern als komplett neu konstruiertes Schiff. Im Gegensatz zur 37 hat sie einen flacheren, etwas breiteren Rumpf, dadurch eine längere, hydrodynamisch effektivere Kielflosse bei gleichem Tiefgang und fast dem gleichen Gewicht. Der Mast ist dünner und dadurch leichter und mit drei nach achtern gepfeilten Salingspaaren sicher abgestützt. Das alles zusammen macht – mit fast 40 Prozent Ballastanteil im Kiel – ein steiferes Schiff mit besserer Leistung am Wind. So wie man es von einem Küstenkreuzer – der die 372 sein soll erwartet.

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  • marina.ch Ausgabe 19 / März 2009 (PDF 1.2 MB)