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Antifoulingentfernung II: Schleifen

Warum Schleifen die beste Methode ist

Antifoulingentfernung II: Schleifen
Mit dem Exzenterschleifer verschwinden Altanstriche dosiert und am schnellsten © E. Braschos

Wenn Sie ein gebrauchtes Kunststoffboot kaufen oder eines haben, sollte auf Dauer ein Haken an das Thema Osmose. Dazu müssen alle Schichten des alten Unterwasseranstrichs bis aufs blanke Gelcoat runter.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 04.05.2018

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Vor- und Nachteile der mechanischen Farbentfernung
  • Farbschaber, Farbhobel, Sandstrahlen, Abschleifen
  • warum Abschleifen die beste Variante für den Selber-Macher ist

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Dieser Artikel erscheint in zwei Teilen:

Nach schlechten Ergebnissen mit Antifoulingsabbeizern blieb die mechanische Methode. Hier bieten sich vier Varianten an. Man kann die alten Anstriche mit der Klinge abschaben. Es gibt Farbhobel, die das Antifouling abtragen. Oder der Rumpf lässt sich Sandstrahlen. Auch lässt sich die Farbe mit dem Exzenterschleifer entfernen.

Ich habe es zunächst mit einem Farbschaber probiert, wie es ihn im gut sortierten Baumarkt mit einem gut in der Hand liegenden Griff gibt. Unangenehm beim Schaben ist, dass die Klinge ruckend und übel quietschend über die Bordwand zieht. Die Sache ist mühsam. Die Gefahr, das Gelcoat mit einem verkanteten oder abrutschenden Schaber zu beschädigen, ist groß. Nach dem Schaben müssen in jedem Fall noch Farbreste abgeschliffen werden.

Der Vorteil des Farbhobels ist, dass sich der Abtrag damit genau einstellen lässt. Das teure Gerät muss jedoch gemietet werden. Die Maschine ist schwer. Das macht die Arbeit anstrengend. Hinzu kommt, dass man damit nicht in die Rundungen der Kielwurzel oder des Skegs gelangt. Wie beim Abschaben muss nach dem Einsatz des Farbhobels zusätzlich geschliffen werden.

Sandstrahlen ist eine interessante Methode, weil sich der Abtrag damit gut einstellen lässt, loses Gelcoat entfernt wird und etwaige Blasen außen am Laminat gleich in einem Arbeitsgang geöffnet werden. Vom Aufwand, der Vorbereitung und Geschick bei der Handhabung kommt Sandstrahlen nur für Spezialisten wie Peter Wrede Yacht Refits in Frage.

Bleibt das Abschleifen. Ich entschied mich für diese Methode. Mit dem Exzenterschleifer schaffte ich etwa 5m2 am Tag. Wer den Exzenterschleifer plan, an die Bordwand drückt und auch bei mehrstündiger Arbeit vorsichtig handhabt, schleift keine Riefen in das Unterwasserschiff. Voraussetzung dazu sind mehrere Pausen. Man arbeitet sich Schicht für Schicht durch die Farbe und sieht anhand der Aufhellung, wann Zeit für eine feinere Körnung ist. Wurde das Unterwasserschiff mit verschiedenen Farbtönen gestrichen, sieht man den Fortschritt gut. Angesichts des unebenen Rauhfaserlook der etwa 15 Antifoulinganstriche meines Bootes begann ich mit grober 60er und 80er-Körnung und wechselte dann auf 100er-Papier.

Mühsam wird das Abschleifen von früher üblichen Weichantifoulings. Reibung und Wärme verklumpt die Farbe nach wenigen Minuten millimeterdick mitten in der Klettscheibe. Wer ungeduldig ist, doll aufdrückt, lange auf der gleichen Stelle schleift und keine Pausen macht, hat den gleichen Effekt und muss nach wenigen Minuten wechseln. Manchmal geht es mit wiederholt ersetzten Klettscheiben nur Quadratzentimeter-weise voran.

Achten Sie auf Ihre Gesundheit

Der Job ist laut und schmutzig. Auch wenn Sie mit der selbstverständlichen Absaugung durch die Klettscheiben des Exzenterschleifers und einem Industriestaubsauger arbeiten, staubt es. Ich stand 60 Stunden unter dem Boot. Ohne gescheiten Atemschutz, Schutzbrille, Handschuhe und Gehörschutz geht es nicht.

Sie brauchen einen Exzenterschleifer mit Absaugvorrichtung, einen Industriestaubsauger auf Rollen und ein großes Sortiment an Schleifscheiben verschiedener Körnung. Ich brauchte gut 200 Klettscheiben. Damit die Absaugung klappt, müssen die Schleifscheiben exakt zum Teller passen. Schleifgeräte von Fein oder Festo sind der Mercedes. Der Kauf teurer Profigeräte lohnt, wenn die Maschine mit Schleif- und Polierfunktion später beim alljährlichen Aufpolieren des Bootes gebraucht wird. Nachdem zwei reichlich gebrauchte Profigeräte von Fein nach tagelangem Dauereinsatz den Geist aufgegeben hatten, beendete ich die Arbeit mit einem eigenen Exzenterschleifer von Bosch (einfache Heimwerker Qualität). Mit dieser Maschine schleife ich heute noch jedes Frühjahr das Unterwasserschiff an.

Achten Sie auf eine passende Kupplung des Exzenterschleifers zum Schlauch, damit Sie zügig arbeiten können. Leider hat jede Marke ihr eigenes System. Ein fahrbares Malergerüst oder zwei Leitern mit einer langen Standfläche erleichtern die Arbeit. Wenn Sie richtig stehen und in bequemer Höhe schleifen, halten Sie länger durch. Das andauernde Andrücken des Schleifers an den Rumpf und die konzentrierte Führung ist anstrengend. Abschließend die Feinarbeit: Zum Wasserpass hin wurde mit immer feinerer Körnung bis hin zu 240er-Papier geschliffen. Die Farbreste auf den Rundungen am Steven, der Kielwurzel und rings um den Skeg meines Bootes brauchten weitere fünf Stunden.

Teilen Sie sich die Arbeit gut ein

Entfernen Sie die Altanstriche am besten im Spätsommer oder Herbst. Nehmen Sie das Boot dazu etwas früher als üblich aus dem Wasser. So bleibt nach dem Abschleifen Gelegenheit zum Nacharbeiten und zur Prüfung des Unterwasserschiffs. Sie haben nach der anstrengenden und dreckigen Arbeit garantiert «die Nase» voll.

Der nächste Schritt, die Prüfung und Versiegelung des Unterwasserschiffs mit den richtigen Produkten bei geeigneter Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist ein Thema für sich. Das sollten Sie separat angehen.

Fazit: 60 Stunden Arbeit für den Schliff von 33,5 qm und etwa 500 € Kosten für Gerätemiete, Werkzeug und Verbrauchsmaterial stehen überschlägig 2.300 € einer professionellen Antifoulingentfernung gegenüber.

Kosten für 33 qm Unterwasserschiff

  • Yachtwerft Klemens in Großenbrode Ostsee: Antifoulingentfernung von ca. 30 qm Unterwasserschiff bis aufs Gelcoat im Winterlager Großenbrode: 2.320 €

  • Peter Wrede Yachtrefit mit vier Standorten in Norddeutschland: Farbentfernung im sogenannten Softblasting Sandstrahl-Verfahren: 2.265 €

  • Bootsbau Markus Hamma in Kressbronn am Bodensee kratzt dicke Hartantifoulings mit einem Schaber ab. Am schwierigsten ist die Entfernung von VC Tar. Das wird geschliffen. An einem 10 m Segler, geteilter Lateralplan, wird etwa 25 Stunden geschabt. Nachschleifen circa 10 Stunden, Kleinigkeiten mit Epoxid spachteln, nachschleifen und säubern weitere 3 Stunden. Kosten 2.961 € inkl. MwSt.

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VG