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Abenteuer3 min Lesezeit

Segelbummeln

43-Fuß Serienboot als Blauwasseryacht

Segelbummeln
© sailing-lavagabonde.com

Ein junges australisches Paar segelbummelt wunderbar unbekümmert um die Welt – mit einer gebraucht gekauften 43 Fuß Bénéteau.

Von Erdmann Braschos, veröffentlicht am 10.05.2016

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Wie man mit einem üblichen Serienboot die Segelreise seines Lebens macht
  • Der lange Törn eines Segelanfängers und seiner Freundin
  • Warum man besser segelt, als endlos davon zu träumen

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Kann man einfach so ohne Segelkenntnisse ein Boot kaufen, sich das Handwerk mit Anker, Steuerrad, Schoten und Festmachern unterwegs selbst beibringen? Auf keinen Fall, behaupten die Bedenkenträger. Das wäre leichtsinnig und außerdem - um Himmels willen - schlechte Seemannschaft.

Man muss mindestens drei kostenpflichtige Blauwasserseminare besucht haben, sich gezielt auf Bootsmessen von Experten einzuschüchtern und verunsichern lassen, jahrelang Fachliteratur wälzen, die Kataloge der Bootsausrüster auswendig kennen, allerlei Scheine machen, die außerhalb heimischer Gewässer die Bohne interessieren. Vor allem braucht man ein unbezahlbar gutes, solides Markenboot mit jedem Schnickschnack – mindestens Kap Hoorn tauglich. Am besten eine Sonderanfertigung, die auf die persönlichen Bedürfnisse hin maßgeschneidert ist – sofern man das Boot nicht gleich komplett neu erfindet.

Man kann sein Leben lang dafür arbeiten und sparen - um den Traum irgendwann zu vergessen oder Alters halber dann zu begraben. Diese Strategie bezeichnet die Psychologie als Verunmöglichen: Sei es, dass man im Grunde gar nicht möchte, was man zu wollen glaubt. Sei es, dass man nicht ablegen kann, weil man schlicht Angst hat.

Angst hat der junge Australier Riley Whitelum nicht, als er 2013 einer zerstrittenen Eignergemeinschaft ihre wenig genutzte Bénéteau Cyclades 43.4 Baujahr 2007 in Süditalien für schlappe 68.000 € abkauft. Er steckt 3 ½ Tausend € in den Flug und die Begutachtung des Bootes, weitere 6 Tausend Euro in die autarke Stromversorgung (Solarzellen, Windgenerator, gescheite Batterien, einen Benzingenerator) und später weitere 5 ½ Tausend in zweckmäßige Udgrades wie eine 30 m Kette, einen Zweitanker etcetera. Denn Riley möchte in die Natur, er möchte draußen ankern und tauchen statt in sterilen und teuren Marinas übernachten.

Bald gondelt er mit seiner «La Vagabonde» zur Ägäis. Dort begegnet er der jungen Australierin Elayna Carausu. Sie hat noch weniger Ahnung vom Segeln als Riley. Elayna ist aber wie ihr baldiger Freund passionierte Taucherin, ringsum praktisch und erfrischend unkompliziert. Seitdem segelbummeln die beiden zusammen um die Welt. Zunächst zur Türkei, bald durchs Mittelmeer, dann begleitet von einem Freund über den Atlantik, schließlich in der Karibik von Insel zu Insel. Derzeit sind sie im Pazifik unterwegs.

© sailing-lavagabonde.com

Geld haben sie kaum. Aber den Wind und das Meer gibt es umsonst, und auch den Fisch, den sie sich zum Abendessen harpunieren. Hätten die Zwei ihr Leben geplant, wäre der Törn eine lange, unbekümmerte Hochzeitsreise. Und weil sie so viel erleben, berichtet Elayna in einer Art Videotagebuch von der Reise, die Hunderte, Tausende von Seglern auf der üblichen Barfußroute schon gemacht haben, also seglerisch nichts Besonderes ist. Bemerkenswert ist die sympathisch natürliche Art, in der die beiden unterwegs sind und wie Elayna davon erzählt.

© sailing-lavagabonde.com

Dieses Videotagebuch wirkt so, als würden die Zwei ihren Eltern und Freunden von ihrer Reise berichten – dabei haben Elayna und Riley mittlerweile Fans in der halben Welt. Natürlich möchten sie ihr bescheidenes Bordleben durch von Verkauf von Hemden, Büchern, Clips von Elaynas Liedern und auch Spenden finanzieren. Dennoch biedern sie sich nicht an und die Videos oder Fotos sind bislang nicht ins voyeuristische oder in den hohlen Lifestyle abgeglitten, wie gelegentlich bei anderen hübschen Langfahrtseglerinnen zu sehen. Man kann mit 83 Tausend € für ein clever geschossenes Boot und sinnvolle Anschaffungen einfach so um die Welt segeln. Das Blauwasserseminar gibt’s dann unterwegs - umsonst. Man lernt dabei die wenigen wichtigen Sachen schnell. Wäre das Wort nicht so entsetzlich abgegriffen, so wären die beiden glücklichen Meeresvagabunden entspannt zu nennen.

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VG